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gäste in Richtung Südwesten. Nachdem Johnstown hinter uns liegt, genießen wir den
Blick in den Laurel Ridge State Park und in die dunkelgrüne Bewaldung der Allegheny-
Ausläufer, bis diese sich schließlich nach und nach am Horizont verlieren.
Als Wied die Gegend mit seiner Überlandkutsche durchquerte, bemerkte er immense
Holzeinschläge, die den Baumbestand dezimierten. Wir haben allerdings den Eindruck,
dass die Natur sich die freien Flächen zurückerobert hat, denn um uns herum ist nichts als
Wald.
Die Strecke zieht sich hin, zumal unser Fahrer sich dem Wied'schen Reisetempo annähert.
Die Fahrt nach Pittsburgh entwickelt sich zu einem trägen Stop-andgo-Verkehr zwischen
unzähligen Ampeln.
So tuckern wir an Mercedes- und VW-Niederlassungen vorbei, sehen Plakathinweise auf
ein deutsches Oktoberfest, und schaukeln gemütlich durch ein Labyrinth von Einkaufszen-
tren, Tankstellen und gesichtslosen Gewerbebauten in Richtung Pittsburgh.
Als wir endlich den Squirrel Hill Tunnel durchquert haben, sehen wir sie zum ersten Mal
vor uns: Die Skyline der Wolkenkratzer von Pittsburgh.
Susquehanna, Allegheny, Monongahela, Ohio - diese indianischen Namen klingen wie
Musik in meinen Ohren und bestärken den Wunsch, die Ufer dieser Flüsse aufzusuchen.
Nur wenige Stunden nach unserer Ankunft in Pittsburgh stehen wir auf dem Mount Wash-
ington und haben eine phantastische Kulisse vor uns. Downtown erhebt sich auf der
Landzunge zwischen den Flüssen Allegheny und Monongahela, die in ihrem Zusammen-
fluss den Ohio bilden, der, tausendmal besungen, nach 1 579 Kilometern in den Mississippi
mündet. Mit seinem Wasserreichtum gilt der schiffbare Ohio als einer der Hauptströme des
Mississippi-Flusssystems.
Einige Meter von uns entfernt steht ein Denkmal des einheimischen Künstlers James West,
das den Namen „Point of View“ trägt. Es zeigt George Washington und den Seneca-In-
dianer Guyasuta, die sich dicht gegenübersitzen und einander anstarren. Man sieht ihre
geballten Fäuste und bösen Blicke, als gelte es, das Gegenüber einzuschüchtern. George
Washington ist dies bekanntermaßen besser gelungen, denn als Verlierer der Geschichte
wurden Guyasuta und seine Seneca, ein Stamm der Irokesen, immer weiter nach Westen
abgedrängt, wo sie zwischen Franzosen und Engländern im French and Indian War und
durch die aggressive Siedlungspolitik der unabhängig gewordenen Amerikaner aufger-
ieben wurden.
Pittsburgh war im ausgehenden 18. Jahrhundert das Tor zum Westen, an jener Grenze, die
die westliche Zivilisation von der sogenannten Wildnis trennte. Bereits zu Wieds Zeiten
waren die Indianer aus Pennsylvania vertrieben oder vernichtet worden. Andere Rest-
stämme versuchten westlich des Mississippis ihre Freiräume zu finden. Wied sollte erst
1833 die ersten wilden Indianer in St. Louis zu Gesicht bekommen.
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