Travel Reference
In-Depth Information
essbare Mais wird Sweet Corn genannt und ist eine andere Sorte als der Futtermais. Auf
einer Farm werden Amish Produkte angeboten, unsere Tour bekommt dort aber den faden
Beigeschmack einer Kaffeefahrt.
Aaron lädt uns zum Abschluss der Tour in sein Haus ein. Das ist gerade mal zwei Jahre
alt und sieht von außen aus wie ein kleines unscheinbares Einfamilienhaus in Niedersach-
sen. Er stellt uns seine Frau vor: „They come from Germany, Deutschland“. Gern würde
ich wissen, was die beiden über uns denken. Sie zeigen uns stolz, wie sie ohne Strom Ener-
gie produzieren. Die Gaslampe funktioniert „instantly lightning“, bei der Petroleumlampe
dauert es ein wenig länger, bis das Licht brennt. Außerdem erzählt uns Aaron, dass die
Amish-Gemeinde im Lancaster County mit rund 25 000 die zweitgrößte in den USA ist. In
einem der kleinen Wochenblätter der Amish People lese ich, dass sie immer wieder um den
Erhalt ihrer Rechte kämpfen müssen, wenn zum Beispiel das Gouvernement beschließt,
dass alle neu gebauten Häuser einen Elektrizitätsanschluss haben müssen.
Zurück in Bethlehem besuchen wir am 9. September ein Konzert in der Moravian Kirche.
Freier Eintritt. Chor und Solisten sind weltberühmt. Wir gehören wahrscheinlich zu den
wenigen Besuchern, die den Text verstehen, weil auf Deutsch gesungen wird. Die Textblät-
ter liegen in Deutsch und Englisch aus. Wir sitzen in der schlichten, in Weiß gehaltenen
Kirche auf harten Holzbänken. Kein Pomp, kein Tand, das Interieur ist schlicht. Der Chor
und die Besucher singen zum Schluss der Veranstaltung „Lobet den Herrn“ auf Deutsch.
Das ist irgendwie doch ergreifend, merke ich zu meinem Erstaunen.
Ich machte die Bekanntschaft der Directoren dieser (Brüder) Colonie: des als ausgezeich-
neten Botaniker in der literarischen Welt bekannten Herrn v. Schweinitz, des Herrn Bis-
choff Anders und Herrn Pfarrer Seidel. Alle diese Herrn empfingen mich sehr freundlich,
und besonders hatte Herr Pfarrer Seidel sehr viel Güte für mich. Herr Dr. Saynisch be-
wohnte mit mir dasselbe Haus und ich hatte bedeutenden Nutzen von seiner Kenntnis des
Landes. Mit dem lebhaftesten Dankgefühle muss ich der Güte gedenken, mit welcher er
uns bei unseren naturhistorischen Beschäftigungen unterstützte.
Am nächsten Morgen radeln wir zum Moravian Museum of Bethlehem. Im Sekretariat
frage ich nach einigen Namen aus Wieds Reisebuch. Die Sekretärin sucht in einer penibel
geführten Friedhofsliste schnell die Namen von Pfarrer Seidel und vom damaligen Direktor
der Moravian-Brüdergemeinde, Herrn von Schweinitz, heraus. Problemlos finden wir auf
dem Moravian Cemetery die Gräber der beiden gelehrten Herren.
Unser nächstes Ziel ist die Lehigh University, wo auf dem Campus kleine Stände aufgebaut
sind. Entspannt genießen wir die Atmosphäre, hören einer Band zu. Noch einmal radeln wir
über das idyllische Universitätsgelände. 14% der Studenten sind ausländischer Herkunft,
Search WWH ::




Custom Search