Travel Reference
In-Depth Information
hoher Bäume, deren luftig schattige Kronen mehr von verschiedenen Vögeln bewohnt wur-
den, als irgend eine andere Stelle der Gegend. Die Canal-Kohlenböte gaben mir Gelegen-
heit, meine Sammlungen nach New-York abzusenden.
Der Lehigh River wurde schon immer für Trinkwasser, Transporte und Wasserkraft gen-
utzt. Das Lehigh-Tal bot die einzige Möglichkeit, um Philadelphia und New York mit
Kohle und Erz zu versorgen. Da die Verschiffung der Kohle auf dem Lehigh River zu
beschwerlich war, wurde der Bau des Lehigh Kanals in Angriff genommen. Der Kanal
hatte über 52 Staustufen und einen Höhenunterschied von über 100 Metern zu überwinden.
Am 5. August machen wir mit unseren Fahrrädern eine Exkursion den stillgelegten Lehigh
Kanal entlang. Auf den ersten Metern fahren wir zwischen dem Lehigh River, dem
Monocacy Creek und dem Lehigh Canal. Auf unserem Weg ragt das gewaltige stillgelegte
Stahlwerk der Bethlehem Steel Corporation wie ein Relikt aus einer unendlich fernen Zeit
in den Himmel. Der Niedergang der Stahlindustrie wird durch diese Ruine eindrucksvoll
symbolisiert. Die zwölf Meilen bis Easton fahren wir bei mildem, angenehmem Sommer-
wetter auf einem gut zu befahrenden Pfad unter schattenspendenden Bäumen entlang. Das
Licht ist traumhaft, der Fluss liegt da wie gemalt. Die Natur hat größtenteils von den Frag-
menten des früheren Kanals Besitz ergriffen. In Freemansburg besichtigen wir noch er-
haltene Reste des Kanals: die Schleusenanlage, das SchleusenwärterWohnhaus sowie die
Ruinen einer ehemaligen Mühle. Auf einem der Schilder steht „Coal for Cabbage“, was
damals die Bezahlung für die Leute war, die am Kanal arbeiteten. Die Ruinen des verfal-
lenen Kanals sind mit modrigem Wasser gefüllt, Kletterpflanzen umschlingen die Bäume,
Angler relaxen am Ufer. Ich habe das Gefühl, durch einen Dschungel zu fahren: gewaltige
Bäume und Sträucher, eine imposante Geräuschkulisse.
Easton ist eine Stadt mit knapp 27 000 Einwohnern. Der Blick auf die Wassermassen beim
Zusammenfluss des Lehigh und des Delaware Rivers ist eindrucksvoll. Durch die vier di-
cht beieinander liegenden Brücken bekommt die Flusslandschaft noch eine zusätzliche Dy-
namik. Nach kurzer Rast verlassen wir Easton auf der Nordseite des Lehigh Rivers, wo ich
zum ersten Mal in meinem Leben frei lebende Biber sehe.
Wied nutzte die Zeit in Bethlehem damals für Exkursionen. Auch wir gestatten uns eine
weitere, und zwar nach Florida, Port St. Lucie. Kay und Gary Smith haben uns eingeladen.
Jost Schreckengast, ein Vorfahre von Gary, emigrierte 1765 von Aue-Wingeshausen nach
Amerika. Aue-Wingeshausen ist die Heimat von Elke. Gary reiste vor einiger Zeit auf den
Spuren seines Vorfahren Jost nach Deutschland und besuchte dabei Elkes Mutter Inge, da
er in Erfahrung gebracht hatte, dass sich das Wohnhaus von Jeremias Schreckengast, ge-
boren 1639, auf dem Grundstück von Elkes Familie befand.
Search WWH ::




Custom Search