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Das Musikfest wird überwiegend von weißen Amerikanern besucht. Viele Männer laufen
mit Zigarre und Bierhumpen durch die Gegend, das scheint an diesem Tag ein beliebter
Brauch zu sein. Die Bierhumpen sind bunt beschriftet, meist mit der Aufschrift
„Musikfest“ und dem Jahr, in dem der Humpen gekauft wurde. Es handelt sich offensicht-
lich um die erlaubte Alternative zur braunen Papiertüte, die normalerweise zum Verstecken
des Alkohols benutzt wird. Die Polizei ist allgegenwärtig. Vor unserem Hotel ergattern
wir mühsam Stühle. Vor uns flötet ein Südamerikaner ohne Unterlass auf seiner Panflöte.
Ein Indianer hat seinen Federschmuck angelegt und sich grell geschminkt. Während er zur
Musik der Panflöte tanzt, bildet sich schnell eine Gruppe von Zuschauern. Die männlichen
Besucher haben meist kurze Hosen an, viele sind tätowiert. Auch bei den Frauen sind Tat-
toos sehr beliebt, je auffälliger, umso besser. Die Frauen pressen sich, unabhängig von Al-
ter und Gewicht, in knappste Hosen und Tops. Die jungen Männer sind überwiegend sch-
lank, fast alle tragen Turnschuhe. Mädchen laufen hysterisch aufeinander zu und umarmen
sich kreischend vor Freude. Küsschen hier, Küsschen da. Alle sind gleich angezogen: Hot
Pants, FlipFlops und ein Top. Gruppen von Mädchen stehen kichernd zusammen, während
auf der anderen Straßenseite die Jungs einen auf lässig machen. Man sieht Menschen ver-
schiedener Altersstufen. Die Teenager bewegen sich frei und unbekümmert, die zwanzig-
bis dreißigjährigen größtenteils auch noch. Allerdings sind die ersten von ihnen schon in
Begleitung unterwegs. Die meisten dreißig- bis vierzigjährigen schieben schmallippig und
übel gelaunt den Kinderwagen vor sich her.
Wir schlendern zum Monocacy hinunter und kommen zu den vielen Buden, Ständen und
Zelten. Wie üblich gibt es die gesamte Palette der Fastfood-Nahrung. Hier ist das Zentrum
des Musikfestes, Menschenmassen bewegen sich zwischen den verschiedenen Bands hin
und her. Die erste spielt Polka, der Sänger und Bandleader hat einen urdeutschen Namen,
Alex Meixner. In einem anderen Zelt spielt eine Band einen soliden Melody Rock, in einem
dritten wird südamerikanische Musik dargeboten. Die Musiker und Zuschauer haben viel
Spaß bei Mambo, Tango, Samba und mehr. Das ganze Treiben läuft locker und gesittet
ab, keiner dreht durch, niemand ist volltrunken. Auf dem American Festplatz spielt eine
Rock'n'Roll Band. Als der Bandleader den Gitarristen vorstellt und seinen Irak-Einsatz
erwähnt, brandet Riesenbeifall auf. Wenn man sich ein Bier holt, wird man kontrolliert.
Alkohol ist erst ab 21 Jahren erlaubt. Am Eingang zum Bierwagen steht groß und breit ein
Polizist, der streng auf die Einhaltung der Regularien achtet. Bis weit in die Nacht hinein
wird getrommelt, geflötet und getanzt.
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