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Vor den Bergköpfen, von welchen der eine etwas gabelförmig gespalten ist, dehnte sich
nach dem Flusse sanft abhängend die Prairie aus, auf welcher über 200 Lederzelte der In-
dianer aufgeschlagen waren. Voran stand das Zelt des Hauptchefs, vor welchem auf einem
Pfahle die americanische Flagge wehete. Die ganze Gegend war mit rothbraunen Menschen
in mancherlei Gruppen und mit zahlreichen Hunden bedeckt, und Pferde von allen Farben
graseten daselbst, Reiter sprengten hin und her, u. a. ein berühmter Chef, der sich sehr gut
auf einem Falben ausnahm. Während dessen waren schon eine Menge von einzelnen In-
dianern an unserem Borde gewesen, von welchen manche herüber geschwommen waren.
Ein grosser schlanker Mann stieg auf diese Art an Bord, schüttelte das Wasser von seinem
Körper ab, und trat ohne Umstände in die Cajüte; allein Herr Mitchill (Kommandant der
Expedition) trieb ihn hinaus und bedeutete ihm „dies Zimmer sey nur für die Chefs zugäng-
lich,“ dann liess er den Indianern zurufen, sie möchten nach ihrem Lager gehen, dort werde
er anlegen. Das Schwimmen führten alle diese Leute ganz nach Art der Brasilianer aus, in-
dem sie mit jedem Arme einzeln vor und nach unten greifen, und nicht seitwärts wie die
Europäer. Sie waren in dieser Uebung höchst gewandt und schnell.
Während man in Zwischenräumen das Lager mit Kanonenschüssen salutirte, und die In-
dianer mit ihren Flinten antworteten, wurde das Keelboat, dessen Flagge aufgezogen war,
am nördlichen Ufer den Zelten gegenüber vor Anker gelegt; eine sehr nöthige Vorsichts-
Massregel, um nicht unmittelbar mit der ganzen indianischen Bevölkerung in Berührung
zu kommen. Nachdem etwa 40 am Ufer aufgestellte indianische Krieger ein Lauffeuer
gemacht hatten und die Kanonen nochmals abgebrannt worden waren,
Lager der Gros Ventres
des Prairies, am oberen Missouri (Karl Bodmer)
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