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Als das Schiff am südlichen Ufer anlegte, setzten wir uns an den Höhen nieder, und be-
trachteten die originelle Bildung der weiten wilden Landschaft, während sich ein Theil un-
serer Leute am Ufer um ein grosses Feuer gelagert hatte, bis die Nacht ihren Schleier über
diese Scene zog.
Am Fähranleger steht ein Briefkasten mit einem Schild: „Call for Service“. Telefonisch
rufen wir die Fähre herbei. Trotz drohenden Regens lassen wir uns vom Ferry Operator
Jack auf die Nordseite des Flusses ziehen. Jack ist ein freundlicher Zeitgenosse, der unsere
Fragen höflich beantwortet und ausführlich von seiner Arbeit an diesem einsamen Ort
erzählt. Er zeigt uns die Stromschnellen Dauphin Rapids, die sich etwas weiter flussab-
wärts befinden, und rät uns, bei Regen so schnell wie möglich den Heimweg anzutreten:
„Keep an eye to the weather.“ Jack lebt in Winifred. Er weiß, wovon er spricht. Wir er-
fahren, dass er Englischlehrer an einer Handelsschule war, aber nun schon seit 19 Jahren
als Angestellter des Staates diesen Job macht. Schlecht bezahlt, wie er lachend meint,
aber dafür stressfrei und in einer wunderbaren Landschaft. Man erkennt die Stromschnelle
Dauphin Rapids nur noch an einem leichten Kräuseln auf dem Wasser. Bei Wied klang das
am 3. August 1833 dramatischer:
Wir legten mehre Rapids zurück, u. a. auch dasjenige, welches man nach einem unserer
Engages, welcher hier früher einmal in den Fluss gefallen war, Dauphin's Rapid genannt
hatte. Diese letztere Stromschnelle kostete uns viele Anstrengungen, bis ein günstiger Wind
uns das Segeln erlaubte.
Interessant, dass der Name in den vergangenen fast 200 Jahren erhalten blieb. Antoine
Dauphin starb 1837, also vier Jahre nach der Tour mit Wied, an einer Pockenerkrankung.
Es ist ein großartiges Gefühl, auf die Stelle zu schauen, an der das Kielboot Flora mit
viel Anstrengung über die Stromschnelle gelotst wurde. Wir beenden unsere Exkursion
und machen uns auf den Rückweg. Kein Zivilisationsgeräusch stört die Harmonie der
Abgeschiedenheit, bis unvermittelt die Jets der Airforce mit einem Höllenlärm über uns
hinweg donnern. Jack bringt uns mit seiner Fähre wieder auf die andere Seite des Flusses.
Den Aufstieg bewältigt unser braver VW-Bus ohne Schwierigkeiten.
In Winifred sind die Bewohner sehr höflich, alle grüßen freundlich. Ich muss an den Satz
von Henry Miller denken, der schrieb: „Wenn ich je wieder in dieses Land komme, werde
ich New York links liegenlassen und gleich in den hintersten Winkel fahren, wo es nur un-
gebildete und zauberhafte Menschen gibt.“
Der kommende Morgen (4. August) hatte uns Spuren der wilden Schafe in allen Richtun-
gen gezeigt, und unsere Jäger giengen sogleich nach ihnen aus. Wir fanden heute wieder
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