Travel Reference
In-Depth Information
Vom Gipfel sehen wir tief in einem Tal unter Bäumen versteckt die kleine Ortschaft Zort-
man. Die Ansiedlung sieht in dieser Bilderbuchlandschaft friedvoll und gemütlich aus. Ein
Verkehrsschild weist auf die im Ort erlaubte Geschwindigkeit hin: „20 Miles/h“. Der R &
V Hook-Up ist nicht unsere Sache, sodass wir uns für vier Nächte im preiswerten Zortman
Motel & Garage einquartieren. Die Schlafräume sind in einer Blechhalle untergebracht. Ei-
gentümer sind Candy und John Kalal. John war im Vietnamkrieg bei der Marine, wurde
schwer verwundet. Die beiden haben eigene, aber auch Pflegekinder aufgezogen und sind
unermüdlich in Bewegung. John ist passionierter Goldgräber und hat im ehemaligen Ab-
baugebiet einen Claim. Zortman ist ein fantastisch eigenwilliger Ort, ich fühle mich hier
auf Anhieb wohl. 90 Einwohner haben ihren ständigen Wohnsitz in dem kleinen Gold-
gräberort. Steine, Reifen, Schrott. Nichts ist aufgeräumt, alles wirkt irgendwie improvis-
iert, als ob der Geist der Gold- und Silbersucher noch über allem schweben würde. Kein
Reichtum, keine Protzerei. Das religiöse Schulungszentrum The Missionary Network wird
von den Kalals betrieben. Das Miner's Club Bar & Café könnte einem Western entsprungen
sein, ebenso das mitten auf dem Dorfplatz stehende frühere Gefängnis. Über allem thront
auf einem Hügel eine kleine katholische Kirche, die Saint Joseph Church. Um das Motel
herum stehen mehrere Trailer Homes, die dem Grundstück noch einen zusätzlichen Hauch
von Unordnung verleihen. Wir sind in meiner persönlichen Wohlfühlidylle angekommen.
Ein Indianer fährt vor, wird von Candys Tochter lässig mit dem für diese Gegend typischen
Fist Bump begrüßt. Wied kam Ende Juli 1833 mit der Flora nicht so schnell von der Stelle.
Wir beschließen, in Zortman zu bleiben, um dann zeitgleich mit Wied weiterzureisen.
Um 6 Uhr Morgens des 30. Juli erreichten wir einen Bach, ohne Zweifel Lewis und
Clarke's Grous-Creek, dessen Bette die Leute an der Cordelle durchgehen konnten. Wir
erblickten bald darauf eine am Ufer aufgerichtete Stange mit einem Stücke Papier, bei
welcher unsere Jäger einen Spiesser niedergelegt hatten. Ein Paar Inseln hielten wir für
Lewis und Clarke's Pot-Islands und einen Bach für ihren Teapot-Creek, ein Name der uns,
wie viele andere von diesen Reisenden gegebene, nicht wenig belustigte. An den Höhen
bemerkten wir jetzt wieder einen schneeweissen Streifen, ohne Zweifel die Fortsetzung
der schon früher erwähnten weissen Sandsteinlager, welche nun bald weit mächtiger an
die Oberfläche treten. Während wir gegen sieben Uhr Abends an den Höhen hinschifften,
welche den Vorbergen der Schweiz glichen, und eben Zuschauer einer glücklichen Bis-
onjagd gewesen waren, erblickten wir zu unserer nicht geringen Ueberraschung ein Boot
mit drei Menschen, welches bald an unserem Schiffe anlegte. Es befand sich darin der
Blackfoot-Dolmetscher Doucette und zwei Engages von Fort-McKenzie, welche man uns
entgegen gesandt hatte. Doucette hatte nicht weit von der Stelle, wo wir uns jetzt befanden,
einen starken Bären geschossen, welcher am Missouri-Ufer liegen geblieben war, eine für
mich sehr angenehme Nachricht, die ich zu benutzen beschloss.
Search WWH ::




Custom Search