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Umgebung des Grabes. Noch heute ist dies ein heiliger Ort für die Indianer. Der Stellplatz
ist leider eine Qual, da wir unsympathische Zeitgenossen zur Linken und unfreundliche
zur Rechten haben. Nachts beleuchten zwei Straßenlampen grell unser Auto. Kein Baum
schützt uns vor den hohen Temperaturen, schon kurz nach Sonnenaufgang ist die Hitze un-
erträglich. Es gibt in Montana einen Spruch, der es ganz gut trifft: In Montana ist es im
Winter kälter als in Grönland und im Sommer heißer als in der Hölle.
Wir machen einen Abstecher nach Glasgow, Montana, um unsere Vorräte aufzufüllen. High
Noon. 32 °C. Die Luft ist ungewöhnlich trocken. Da es wegen der Hitze unmöglich ist, sich
im Auto aufzuhalten, gehe ich mit Elke in den Albertson Store. Die Verkaufsräume sind
herrlich kühl, keine Sekunde denke ich mehr an Klimaschutz und Energieverschwendung
durch Klimaanlagen. Auch in Glasgow gibt es für jede Religion die dazugehörige Kirche,
von der First Baptist Church über die First United Methodist Church und der First Lutheran
Church bis zur St. Matthew's Episcopal Church.
Auf der Rückfahrt stoppen wir an der Boat Ramp Goaltrust am Ende der South River Road.
Der Weg dorthin führt an verlassenen Farmen, abgeernteten Feldern und idyllischen Pap-
pelwäldern vorbei. Genervte Gänse rauschen kreischend davon. Eine der verlassenen Far-
men wollen wir uns näher ansehen. Die maroden Gebäude am Fuße der Hügellandschaft
des ehemaligen Flussbettes des Missouri Rivers machen einen bedrohlichen Eindruck.
Zögernd betreten wir das Farmgelände, müssen unseren Besuch aber von einer Sekunde zur
anderen abbrechen, da wir von Schwärmen aggressiver Bremsen attackiert werden. Wild
um uns schlagend bringen wir uns im VW-Bus in Sicherheit.
Zum Ausklang des heutigen Tages besichtigen wir den Fort Peck Dam Spillway. Staunend
blicken wir auf ein kolossales Bauwerk, das in dieser wüstengleichen Landschaft wirkt wie
ein Gebäude aus einem Science-Fiction-Roman. Über die Schleusen des Bauwerks wird
der Wasserstand des Fort Peck Lakes reguliert. Die Bäume auf dem Downstream Camp-
ground in der Picnic Area schützen kaum vor der Gluthitze, sodass wir für eineinhalb Stun-
den in das von Klimaanlagen gekühlte Fort Peck Interpretive Center & Museum flüchten.
Ein wolkenloser Himmel kündigt am 21. Juli einen weiteren sehr heißen Tag an. An einer
Tankstelle am Highway 24 kaufen wir Gasflaschen. Ich frage die Frau an der Kasse, wo
wir die leeren Kartuschen entsorgen können. Sie starrt mich sekundenlang an, bevor sie an-
twortet: „Im Mülleimer.“ Unser heutiges Etappenziel ist der knapp fünfzig Kilometer ent-
fernte Rock Creek.
Wegen der unpassierbaren Badlands auf der Nord- und Südseite des Fort Peck Lakes
müssen wir die 134 Meilen bis zum Musselshell River weiträumig über Jordan, Montana,
umfahren. Wied schreibt in seinem Buch von einer grün-graubraun-gelblichen Prärie, und
auch fast zwei Jahrhunderte später ist die Vegetation in den Hügeln und Tälern um diese
Zeit verdorrt. Die Hügel sind sanft geschwungen, manchmal aber auch bizarr wie eine
Mondlandschaft. Fast müßig zu erwähnen, dass außer uns kein Mensch in dieser Ein-
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