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Nachtclub Whispers & Cocktails umso mehr auf. Verwegen aussehende Gestalten gehen,
sich nervös umblickend, hinein. Ein Schild an der Main Street weist auf einen Schutzraum
für den Fall eines atomaren Ernstfalls hin. Abends wird erneut mit schrillem Piepton eine
Unwetterwarnung im Fernsehen durchgegeben. Das Laufband meldet einen Thunderstorm.
Bald darauf braust das angekündigte Sturmtief mit heftigen Regenfällen und Sturmböen
über Williston hinweg.
Das Keelboat von Fort-Cass war angekommen, mit welchem wir die Reise nach Fort
McKenzie machen sollten, das Personal in unseren Pfählen war daher zahlreich; dennoch
litten wir keinen Mangel, da unsere Jäger bei ihrer letzten Excursion das Fleisch von 19
Bisonten eingebracht hatten. Es war jetzt (am 4. Juli) gerade ein Jahr seit unserer Landung
in Boston verflossen. Herr McKenzie sandte an diesem Tage den Dolmetscher Berger und
einen gewissen Harvey zu Lande nach Fort McKenzie ab, wohin sie auf dem nördlichen
Flussufer uns voran ritten. Man begann nun das Keelboat mit den für die höher aufwärts
wohnenden Nationen bestimmten Waaren und den Vorräthen zu beladen.
Der 4. Juli ist ein sehr warmer Tag. Im Harmon Park findet am Vormittag die Hauptver-
anstaltung zum Independence Day statt. Um die zweihundert Besucher haben es sich an
diesem Samstag gemütlich gemacht. Stühle und Tische vor einer großen Bühne laden zum
Verweilen ein. Die musikalischen Darbietungen sind nicht jedermanns Geschmack: Ein
Quartett singt religiöse Lieder zu Playback-Musik. Zuhörer aller Altersklassen lauschen
dem Gesang und spenden höflichen Beifall. Es folgt eine Marschkapelle aus Williston.
Die Stücke sind zum Teil weltbekannt. Die gefällige, schmissige Marschmusik reißt das
Publikum zu Beifallsstürmen hin. Der Musikdirektor ist ein uralter Mann, mit stoischer
Gelassenheit dirigiert er seine Kapelle. Das Mittagessen wird vom katholischen Hospital
kostenlos ausgegeben. Wir besorgen uns dick belegte Sandwiches und Limonade und
genießen die entspannte Stimmung im schattigen Park. Um vier Uhr nachmittags ist die
City von Williston menschenleer, nur ein Betrunkener torkelt den Bürgersteig entlang.
„Happy fourth July“ wünscht die Leuchtreklame. Auch auf den schattigen Terrassen und
in den Gärten ist kein Mensch zu sehen, friedlich schaukeln die Hollywood-Schaukeln im
Wind. Wo sind die alle? Halb elf Uhr abends. Irgendwo am Stadtrand beginnt das Feuer-
werk zum Unabhängigkeitstag. Knaller ballern ohne Unterlass, Leuchtraketen erhellen den
Horizont. Das Zischen und Knallen der Raketen wird gegen Mitternacht immer heftiger,
eine letzte Rakete macht sich in nördlicher Richtung auf den Weg nach Kanada, verglüht
dann aber jämmerlich am Nachthimmel.
Der Tag ist von stählerner Hitze und zieht sich lang hin, der Sonntag ist auch in einer
amerikanischen Kleinstadt eine zähe Angelegenheit. High Noon. Um der Langeweile zu
entgehen, machen wir einen Ausflug ins nördliche Hinterland von Williston.
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