Travel Reference
In-Depth Information
Am Mittage des 30. Juni hatte sich eine Bande von Indianern eingefunden, und 25 Zelte
waren neben dem Forte aufgeschlagen worden. Die kleinen, meist untersetzten Weiber mit
ihren roth angestrichenen Gesichtern hatten diese Arbeit in kurzer Zeit vollbracht, und
sie stachen mit besondern Instrumenten die Rasenstücke aus, mit welchen sie den unteren
Umkreis der Hütte belegen. Noch befanden wir uns nicht lange in diesem Lager, als man
eine neue Bande von Assiniboins in der Ferne anrücken sah. In Westen längs des Ufer-
waldes hin, bedeckte sich die Prairie plötzlich mit den rothen Menschen, welche meist ein-
zeln mit ihren beladenen, zerstreut daher schleifenden Hunden heran zogen; die Krieger, et-
wa 60 an der Zahl, bildeten eine geschlossene Colonne. Sie kamen ohne Musik, die beiden
Chefs an der Spitze, und giengen bis gegen das Thor des Fortes vor. Die ganze Colonne
zog nun in das Fort ein; man rauchte, ass, trank, und es wurden während dessen 42 Zelte
aufgeschlagen. Das neue Lager gab einen sehr hübschen Anblick, die Zelte standen im hal-
ben Monde, und ihre Feuer rauchten sämmtlich, während Leben und Thätigkeit überall ver-
breitet waren.
Am Dienstag, den 30. Juni, ist der Himmel wolkenlos. Es weht ein starker Wind. Unsere
Sachen für den Ausflug in den Nationalpark sind gepackt. Im Theodore Roosevelt National
Park North Unit werden wir von mehreren Bisons begrüßt, was man ja auch nicht jeden
Tag erlebt. Zur Einstimmung sehen wir im Visitor Center einen Film über die Geschichte
des Parks. Bis zum Campingplatz sind es 5 Meilen, weitere 10 Meilen bis zum Endpunkt
Oxbow Overlook. Die Hügel entlang der Straße verblüffen mit bizarren Steinformationen,
die Natur hat die sonderbarsten Kunstwerke in den schönsten Farbnuancen geschaffen. Die
Mittagszeit verbringen wir auf dem Campingplatz. Ein Mitarbeiter des Parks leert die Mül-
leimer. Ich frage ihn nach Rattlesnakes. „Yes - there are some“, antwortet er. „Und rasseln
sie auch wenn man ihnen zu nahe kommt?“ „Yes. Be careful.“ Am Nachmittag ziehen
dunkle Wolken auf, wir machen uns auf den Rückweg nach Watford City. Abends beginnt
es heftig zu regnen. Der Fernseher warnt mit dem bekannten schrillen Piepton vor einem
Thunderstorm in der Gegend um Watford City. Nach einer Stunde wird aber bereits Ent-
warnung für die Region gegeben.
Am 1. Juli erhielten wir früh die Nachricht, dass während der Nacht der mit uns hieher
gekommene junge Piekann-Indianer Matsokui im indianischen Lager erschossen worden
sey. Der Blackfoot-Dolmetscher Berger, welcher auf diesen jungen Indianer ein wachsames
Auge zu haben, beauftragt war, hatte ihn oft gewarnt, sich von den Assiniboins und Krihs,
seinen angeborenen Feinden zurückzuhalten, da ihm gewiss ein Unglück begegnen werde;
allein er hatte sich durch ihr anscheinend friedliches Betragen täuschen lassen, war in
einem Zelte bis spät in die Nacht geblieben, und hier von einem Krih erschossen worden,
der sich sogleich aus dem Staube gemacht hatte. Nach der erwähnten That, herrschte im in-
dianischen Lager eine dumpfe Stille: allein um Mittag kamen zwei der Chefs, von anderen
Search WWH ::




Custom Search