Travel Reference
In-Depth Information
stecken treibt. Der Verwalter des Campingplatzes fährt mit einem Karren über die Anlage,
schüttet systematisch jedes Loch mit Erde zu und macht dann die Erdhügel mit seinem Ge-
fährt platt. Begleitet wird er von seinem Hund, der in freudiger Erwartung einer Schlange
aufgeregt hin und her springt. 12 Uhr mittags. Ausflug nach Gettysburg, South Dakota.
Es nieselt immer noch vor sich hin. Die Straße führt durch plattes Farmland. Wir landen
in der tiefsten Provinz - „Gettysburg - where the battle wasn't“ hat 1 300 Einwohner. In
der Post besorge ich einige Kartons für unsere Sammlung von Prospekten, Rechnungen
und Karten. Plötzlich Sirenengeheul. Mein erster Gedanke: Tornadoalarm! Ich frage eine
Kundin nach der Sirene. Lachend erklärt sie mir, dass es die LunchSirene ist. Eine an-
dere Kundin erzählt mir von ihrem Sohn, der in Deutschland, irgendwo in Thüringen, stud-
iert. Sie schickte ihm mal ein Paket mit amerikanischen Würstchen, es wurde aber vom
deutschen Zoll wieder zurück geschickt. Die NPC, die Northern Plain Cooperative, betreibt
Schweinefarmen. Die Schweine sind mit ihren Ferkeln in kleinen, putzigen Häuschen un-
tergebracht. Nissenhallen, Silos, Trecker, Mähmaschinen und andere landwirtschaftliche
Geräte prägen das Stadtbild.
Im Dakota Sunset Museum ist die Hauptattraktion der Medicine Rock, ein Stein, der den
Indianern sehr wichtig ist und vom Missouri hierher gebracht wurde. Ansonsten gibt es den
üblichen Querschnitt vieler Gegenstände des täglichen Lebens aus den letzten 100 Jahren.
An der Tankstelle erzähle ich einem Mittvierziger im T-Shirt, dass ich das Gefühl habe,
dass der Reifendruck bei unserem VW nachlässt. Der freundliche Zeitgenosse zeigt mir
erst mal seine Tätowierungen, bevor er mit einem flugs herbeigeholten Messgerät den
Reifendruck unseres Fahrzeugs misst. Am hinteren linken Reifen müssen 10 atü dazu, am
rechten 15. Netterweise hilft er mir auch noch beim Luftnachfüllen.
Gettysburg verabschiedet uns mit der Mahnung: „Choose life long before birth toes and
fingers wiggle and heart beats”.
In dieser Gegend lebten die Arikara-Indianer. Am Rand der Campinganlage steht der gut
gemachte Nachbau einer Erdhütte dieses Stammes. Wir wandern auf extra dafür gemäht-
en Wegen durch die Flusslandschaft. Dabei attackieren uns − trotz des schlechten Wetters
− Armeen von Mücken, die nur eines wollen: unser Blut. Ich habe in dieser wilden, un-
übersichtlichen Flussniederung wegen der Schlangen und Moskitos ein permanent ungutes
Gefühl, woran auch der beschauliche Blick auf den Fluss nichts ändert. Bei dem kleinsten
Geräusch zucke ich zusammen und bin heilfroh, als ich wieder im VW-Bus sitze.
Es hatte sich bei bedeutender Wärme ein starker Wind erhoben, der wie die hohe Tem-
peratur, am folgenden Morgen, dem 10. Juni, noch fort dauerte. An diesem Tage erreichte
man schon frühe eine Insel, wie es scheint Lewis und Clarkes Caution-Island, wo uns ein
Paar weisse Wölfe ohne die mindeste Scheu beschauten. Links der Insel gegen über be-
fand sich ein sanftes Prairie-Thal mit frischem Grase, und ein wenig abwärts am jenseiti-
Search WWH ::




Custom Search