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Indianer, am Ufer versammelt stand. Wir bewillkommten unsere beiden Reisegefährten,
staunten neugierig die Indianer an, und liefen dann noch etwa eine Meile weiter, bis zu
einem weitläufigen Walde, wo man Holz einnahm und für die Nacht liegen blieb. Um die
mir so höchst interessanten Dacotas kennen zu lernen, gieng ich während eines starken Re-
gens durch die Gesträuche und hohes Gras nach der Agency zurück, wo mich Major Bean
sehr freundlich aufnahm, obgleich seine Wohnung nach hiesiger Weise nur sehr roh und
ländlich eingerichtet, und von zu vielen Besuchern belästigt war.
Sioux-Agency, oder wie man es auch wohl jetzt zu nennen pflegt, FortLookout, ist ein
etwa 60 Schritte im Quadrat haltender, rundum mit viereckig beschlagenen und dicht an
einander gesetzten 20 bis 30 Fuss hohen Palissaden umgebener Raum, in welchem in-
wendig die Wohngebäude an die Umzäunung gelehnt erbaut sind. Unmittelbar neben dem
Fort in nördlicher Richtung hatte die Fur-Company des Herrn Soublette ein Wohnhaus mit
Waaren-Vorrath, und in entgegengesetzter Richtung befand sich ein ähnlicher Posten der
American-Fur-Company. Die Lage dieses Forts ist angenehm auf einer mit Gebüschen be-
wachsenen und abwechselnd offenen, von Hügeln begrenzten Grasfläche am Flusse, hinter
welcher sich die weite Prairie, anfänglich mit einzelnen alten Bäumen und abwechselnden
Holzstreifen ausdehnt, bald aber ihren eigenthümlichen nackten Character annimmt. Etwa
zehn Lederzelte oder Hütten der Dacotas vom Stamme der Yanktons waren in der Nähe
des Forts aufgeschlagen, welche mit ihrer zugespitzt kegelförmigen Gestalt einen originel-
len Anblick gaben. Die Dacotas bilden gegenwärtig noch einen der zahlreichsten Indianer-
Stämme in Nord-America. Pike gab ihre Anzahl auf 21,575 Seelen an, und auch jetzt noch
schätzt man sie immer auf 20,000 Köpfe; ja, einige behaupten sogar, dass sie jetzt noch
15,000 Krieger stellen können, welches wohl etwas zu hoch angenommen scheint. Am
Missouri leben drei Hauptstämme von ihnen, die Yanktons, die Tetons und die Yankton-
ans. Zu Sioux-Agency oder am weitesten abwärts am Missouri wohnen die Yanktons, bei
welchen wir uns gegenwärtig befanden. Einer der angesehensten Männer unter ihnen und
den Weissen sehr zugethan, war Big-Soldier, Wahktägeli, ein grosser ansehnlicher Mann
von etwa 10 bis 11 Zoll (preussischen Masses) und etwa 60 Jahren, mit einer stark gebo-
genen Nase und grossen lebhaften Augen. Da Herr Bodmer sogleich bei seiner Ankunft,
den Big-Soldier in ganzer Figur malen wollte, so erschien dieser in seinem ganzen Staate,
das Gesicht mit Zinnober roth angestrichen, und mit kurzen schwarzen parallelen Quer-
streifen auf den Backen. Auf dem Kopfe trug er lange Raubvogelfedern kreuz und quer
durch einander, Zeichen seiner Heldentathen, besonders der erlegten Feinde. Sie waren in
horizontaler Lage mit rothen Tuchstreifen befestigt. In den Ohren trug er lange Schnüre
von blauen Glasperlen, und um den Hals auf der Brust hängend die grosse Silber-Medaille
der Vereinten Staaten. Seine Leggings von Leder mit dunklen Kreuzen und Streifen bemalt,
waren an der Aussenseite höchst nett mit einem breiten gestickten Streifen von gelben,
rothen und himmelblauen Figuren von gefärbten Stachelschweinstacheln verziert. Seine
Bisonrobe war weiss gegerbt, und in der Hand trug er seinen Tomahack.
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