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man beladen hatte, gelang es uns jedoch endlich vorwärts zu kommen, während in Süd-
Westen ein Gewitter mit Blitzen aufstieg. Unter Blitzen aus dunklen Gewölken holten
wir den Assiniboin wieder ein, dessen Holzhauer an den steilen Bergen kletterten und die
rothen Cedern herab stürzten. An dieser Stelle befand sich die enge tiefe Schlucht eines
kleinen vertrockneten Baches, in welcher man eine schöne fahl gelbliche Fledermaus fieng,
Schlangen und die zerstreuten Knochen der Bisonten erblickte. Ringsum übersah man das
Amphitheater sonderbarer Bergkuppen, zu den Füssen den schönen breiten Fluss, von un-
zähligen Sandbänken zerschnitten, die uns die Schwierigkeiten unserer Schifffahrt vor Au-
gen legten, an seinem Ufer, so weit entfernt von allen Wohnungen civilisirter Menschen,
zwei ansehnliche Schiffe, denen brausend der Dampf entströmte. Man hatte einen Canal
von fünf Fuss Wassertiefe entdeckt; allein die sehr trübe dunkle Witterung zwang uns früh
anzulegen.
Im Laufe des Abends wird es immer frischer, sodass wir uns für die Nacht warm anziehen.
Neidisch schaue ich zu den Einheimischen rüber, die bei diesen kühlen Temperaturen in
kurzen Hosen und T-Shirts am Lagerfeuer sitzen.
Am folgenden Morgen (16. Mai) erreichten wir um 9 Uhr, nachdem man ein sogenanntes
Dorf der Prairie-Dogs zurück gelegt hatte, die CedernInsel, wohin man von der Mündung
des Missouri 1075 Meilen rechnet. Wegen des starken Windes verlängerte sich unser
Aufenthalt zu CedarIsland und wir benutzten diese Frist zum Jagen. Als die Nacht kam,
zündete man auf dem Ufer Feuer an, nachdem das zum Sondiren aufwärts gesendete Boot
zurückgekehrt war.
Am 16. Mai frühstücken wir bei herrlichstem Sonnenschein. Man kann sich kaum mehr
vorstellen, dass es in der Nacht bitterkalt war. Wied erwähnt in seinem Reisebuch, dass es
auch 1833 nachts bis in den Juni hinein sehr kühl war. Er berichtete von einem Indianer,
der noch im Juni an Erfrierungen gestorben ist, während dessen Gefährtin mit einem er-
frorenen Fuß davon kam. Wir verlassen den Campingplatz und fahren auf der 285th Street
westwärts. Ein Rebhuhn stolziert über die Straße, ignoriert die Gefahr. Die Landschaft ist
flach und besteht aus Farmland. Auf den Feldern liegen unzählige Strohballen. In Platte,
South Dakota, komme ich in einem Coffeeshop mit den Verkäuferinnen ins Gespräch.
Als sie erfahren, dass ich aus Deutschland komme, dreht sich das Gespräch schnell um
den Zweiten Weltkrieg. Gern lasse ich nicht unerwähnt, dass ich nach diesem Krieg ge-
boren bin. Amerikaner lieben es, wenn wir Deutschen uns für die Befreiung von der Nazi-
Diktatur durch die US-Soldaten bei ihnen bedanken. Gern tue ich ihnen diesen Gefallen. In
Platte kaufen wir im General Store eine Decke für die kalten Nächte im Bus.
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