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eingeimpft worden, welchen Major Bean im vergangenen Jahre mit zu ihnen hinauf gen-
ommen hatte, und welcher 2600 Indianer verschiedener Stämme impfte. Die Sondirböte
kehrten zurück und man arbeitete fleissig um das Dampfschiff zu erleichtern, indem man
einen Theil der Ladung in das angehängte Keelboat Maria brachte. Gegen 2 Uhr endlich
konnte man den Anker lichten, alsdann ein Stück den Fluss abwärts laufen, welches mit
einer solchen Schnelligkeit geschah, dass die Indianer zu schwindeln begannen und sich
auf den Boden setzten. Man umschiffte auf diese Art eine Sandbank und folgt dem süd-
lichen Ufer aufwärts, wo wir uns in Zeit von 20 Minuten den Hütten der Punca-Indianer
gegenüber befanden. Sie lagen gleich weisslichen zugespitzen Kegeln in einem schattigen
Walde, und vor ihnen dehnte sich im Flusse eine Sandbank aus, die durch einen schmalen
Wassercanal vom Lande getrennt war. Auf dem Rande der Bank befand sich die ganze
Truppe versammelt und es war unterhaltend anzusehen, wie der bunte Haufe zusammen
lief, in braune Bisonfelle, weisse und rothe wollene Decken gehüllt, zum Theil nackt und
dunkelbraun. Man setzte unseren indianischen Besuch an der Sandbank aus und das Boot
brachte einige Felle mit zurück.
Am Morgen des 12. Mai ist der Himmel bewölkt, es ist frisch und windig. Zum Duschen
gehe ich zum Bootshafen. Während der heißen Dusche muss ich an Wied denken, der
seinerzeit in dieser Gegend mit Puncah Indianern Kontakt hatte, während ich heute Wasser-
vögeln hinterherstarre. Ich muss auch an die Besatzung der Yellowstone denken: Sie be-
stand aus etwa 100 Personen, die hauptsächlich damit beschäftigt waren, das Schiff zu
ziehen, Holz zu schlagen und Wild zu jagen. Die hygienischen Bedingungen jener Zeit sind
für uns verwöhnte Zeitgenossen kaum mehr vorstellbar.
Wir fahren in die Anhöhen der Flusslandschaft des Missouri Rivers und haben einen
ausgezeichneten Blick auf die gegenüberliegende Hügellandschaft in South Dakota. Der
Straßenbelag der 895 Road wird zunehmend schlechter. Auf unserer Karte sehen wir, dass
sich inmitten dieser Einsamkeit eine Siedlung mit dem Namen Devils Nest befindet. Allein
der ungewöhnliche Name lässt der Phantasie freien Lauf. „Private Development. No Out-
let. No Trespassing. No Hunting“. Wie aus dem Nichts taucht auf einer Anhöhe ein Skilift
auf.
Santee Sioux Reservation: Die Straße führt durch Farmland mit großen Feldern und
Getreidesilos, die Farmen liegen weit verstreut. „Mystical Spirits“, so wird ein kleines Ge-
bäudeensemble genannt. Der Wind weht heftig. In dieser urwüchsigen Landschaft hat der
Mensch die Natur noch nicht gänzlich besiegt. Santee ist eine Ansammlung von ein paar
Häuschen und wirkt recht beschaulich. Ein Schild zeigt an: „Land and Resources Santee
Sioux Dakota“. Vor der Schule warten zwei gelbe Schulbusse. Neben dem Kindergarten
befindet sich ein großzügiger Kinderspielplatz, die Beschriftung ist indianisch. Es gibt ein-
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