Travel Reference
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Iowa. „Welcome to Hamburg“, so begrüßen uns die Verkaufshallen der Gebrauchtwagen-
und Landmaschinenhändler.
Wir überqueren den Missouri River bei strömendem Regen über die Nebraska City Bridge.
Nebraska verspricht „The Good Life“. Wir fahren durch die Landschaft vor Frazers Island,
passieren ein Kohlekraftwerk. Das Farmland ist bestellt, das Vieh grast wohlgenährt auf
satten Weiden.
Über die State Route 128 geht es schnurstracks nach Westen, die Straße wirkt wie mit
dem Lineal gezogen. Ihr Symbol ist eine Kutsche mit Planwagen. Felder, Felder, Felder.
Präriegras ist nur noch vereinzelt zu sehen. Auf der endlos erscheinenden Straße erreichen
wir nach zwei Stunden Lincoln, Nebraska.
Lincoln ist Hauptstadt und Regierungssitz des Staates Nebraska sowie Sitz der University
of Nebraska-Lincoln und gehört mit seinen knapp 250 000 Einwohnern zu den eher kleiner-
en Großstädten der Vereinigten Staaten. Namensgeber der Stadt ist Abraham Lincoln. In
der Stadt gibt es jede Menge Parks, die Straßen sind von zahlreichen Bäumen gesäumt -
kein Wunder, dass Lincoln 1976 von der National Arbor Day Foundation zur „Tree City
USA“ gewählt wurde. Ginny Baldwin und Dave Wiegand empfangen uns freundlich. Dave
ist 62, Ginny 65 Jahre alt. Die beiden züchten Araberpferde. Praktisch übergangslos muss
ich mir Gummistiefel und eine Winterjacke anziehen, um Dave beim Füttern der Pferde
zu helfen. Dave ist konservativ, Mitglied bei den Scientologen und Wachmann bei einer
Sicherheitsfirma. Während wir die Pferde füttern, erfahre ich alles über seine Araberpferde.
Ginny ist politisch das genaue Gegenteil von Dave, sie ist eher liberal und linksgerichtet
orientiert. Vor dem Dinner nehmen wir uns an die Hand und Ginny spricht ein Gebet. Es
gibt, Obacht, Schweinefleisch! Mitten in der Nacht wache ich mit einem trockenen Mund
auf
- mein erster Gedanke ist: Schweinegrippe?
Bis auf ein paar Schleierwolken ist der Himmel am Morgen des 28. Aprils strahlend blau,
aber es ist bitterkalt. Ginny erzählt uns, dass es in der Nacht Bodenfrost gegeben hat. Dave
hat das Haus schon um 4 Uhr in der Früh verlassen. Der Historic Haymarket im Bahnhof-
sviertel ist ein schöner Platz zum Bummeln, in den restaurierten Gebäuden sind kleine
Geschäfte, Restaurants und Bars untergebracht. In einer Buchhandlung wird links-alternat-
ive Literatur angeboten. Ich telefoniere mit Gary Smith. Er fragt nach Dave und lacht lau-
thals auf, als ich ihm erzähle, dass Dave zwar den Republikanern nahe steht, Propaganda
für die Scientologen macht und den Waffenbesitz als Grundrecht eines jeden Amerikaners
betrachtet, aber dennoch ein netter Kerl ist.
Am nächsten Tag ist das Wetter schlecht, es nieselt zäh vor sich hin. In den Nachricht-
ensendungen herrscht große Aufregung, es gibt ein erstes Todesopfer der Schweinegrippe
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