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Missouri, das sie wiederum 1832 gegen dieses winzige Reservat in Kansas eintauschten.
1985 lebten in der Reservation noch 603 Kickapoo-Indianer, heute sind es nur noch um die
500.
Am Eingang des Reservats liegt das Golden Eagle Casino. Die Eingänge werden von Pol-
izisten bewacht. Wer unter 18 ist, muss draußen bleiben. Beim Eintritt in das Gebäude
schlägt einem der Geruch kalten Rauchs entgegen. Das Casino ist eine große Halle,
vollgestellt mit Spielautomaten jeder Art. Um halb zwölf Uhr vormittags ist es gut besucht,
überwiegend von weißen Rentnern. Vor den Automaten sitzen aber auch einige Indianer.
Die Spieler starren fast regungslos auf die Maschinen. Die Automaten machen einen höl-
lischen Lärm, blinken, klappern und versprechen Glück und Seligkeit. Fotos von Gewin-
nern animieren zum Weitermachen. Einige Spieler sind mit ihrer Kreditkarte über ein Ka-
bel direkt mit dem Automaten verbunden. Im Casino kann man billig essen, Kaffee gibt's
umsonst. Wer Suchtprobleme hat, kann eine Telefonnummer wählen. Der Raum ist klim-
agekühlt, das Personal besteht überwiegend aus Indianern. Neben dem Casino befindet sich
das Kickapoo Tribal Council und das Kickapoo Legal Department. Auf dem Pow-Wow-
Platz der Kickapoos an der Foxtail Road machen wir Rast. Ein Pow-Wow-Platz ist der
Treffpunkt der Indianer für Veranstaltungen jeder Art, häufig für Musik- und Tanzveran-
staltungen. Die Sonne steht senkrecht am Himmel, die Temperatur beträgt 30 °C.
Hinter dem Delaware River fahren wir in die Falcon Road. Die meisten Felder machen ein-
en armseligen Eindruck, eine Rinderherde grast am Wegesrand. Die 170th Street markiert
die nördliche Grenze der Reservation. Da alles quadratisch angeordnet ist, habe ich keine
Orientierungsprobleme dabei, über die Goldfinch Road zurück zum Golden Eagle Casino
zu gelangen.
Im Super 8 lerne ich einen Gast kennen, der in Deutschland geboren ist. Seine Eltern sind
nach Amerika ausgewandert, als er sieben Jahre alt war. Geboren ist er 1959. Er erzählt,
dass er Professor sei und sich gerade ein neues Business aufbaue. Normalerweise organ-
isiere er Rockkonzerte. Im krassen Gegensatz zu seinen Erzählungen steht allerdings sein
Äußeres: Er sieht so unglaublich abgerissen und ungesund aus, dass mir ein wenig angst
und bange wird. Zweifellos ist dieser Mann ein Psychopath, der nie Professor war, sich
gerade kein neues Business aufbaut und mit Sicherheit noch nie in seinem Leben ein Rock-
konzert veranstaltet hat. Ich sehe zu, dass ich Land gewinne.
Trotz der Hitze laufen wir ein wenig in Atchison herum. Die Bewohner sehen aus, als ob
sie ein hartes Leben meistern müssen. Viele junge Frauen sind übergewichtig, stark tätow-
iert und gepierct.
Wenige Meilen von Atchison entfernt liegt der Lewis and Clark Lake. Bei milden
Abendtemperaturen genießen wir den Sonnenuntergang inmitten einer dicht bewaldeten
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