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Uhrenindustrie und Schokoladenexport
entfaltete sich die Schweizer Wirtschaft
auch außerhalb Zürichs.
Als Ort mit liberalem Geist zog Zürich
häufig Flüchtlinge und Visionäre aus
fremden Staaten an. Wo im 19. Jh. Ge-
org Büchner und Richard Wagner weil-
ten, da waren es nun August Bebel, W. I.
Lenin und die Dadaisten um Hugo Ball
und Richard Huelsenbeck.
In die Phase, die als „Rote Zürcher Jah-
re“ bezeichnet wird, da zwischen 1928
und 1949 ein sozialdemokratischer
Stadtrat regierte, fiel die zweite große
Eingemeindungswelle. Dadurch erreich-
te die Stadt ihre heutige Größe.
Während des nationalsozialistischen
Terrors im benachbarten Deutschland
wurde Zürich wie auch andere Schweizer
Städte zur Anlaufstelle vieler Flüchtlin-
ge, von deren Know-how und Finanzkraft
man bisweilen sehr profitierte. Um mit Hit-
lers Regime nicht in Konfrontation zu ge-
raten, wurden jüdische Flüchtlinge an der
Grenze zurückgewiesen und mittels Zen-
sur kritische Töne unterdrückt. Das ambi-
valente Verhältnis der damaligen Schwei-
zer Regierung und Wirtschaft zu Hitlers
Terrorherrschaft sorgte später bisweilen
für Kritik, auch innerhalb der Schweiz.
Zentrales Ereignis für Stadt und Land
war im Jahr 1939 die Zürcher Landesaus-
stellung, die sogenannte „Landi“, bei der
man sich mit einer Schau wirtschaftlich-
technischer Leistungen präsentierte. Die-
se Ausstellung stellte eine wichtige Form
der Schweizer Selbstbestätigung am Be-
ginn des europäischen Zusammenbruchs
rund um die Alpennation dar.
züricH zwiscHen 1900 und 1945
Der Beginn des 20. Jahrhunderts war
in Zürich wie in vielen anderen europä-
ischen Großstädten von Auseinander-
setzungen zwischen dem bürgerlichen
Lager und der Arbeiterschaft geprägt.
Die Spannungen vollzogen sich vor
dem Hintergrund einer stark wachsen-
den Bevölkerungszahl gerade der wirt-
schaftlich schwächeren Schichten. Ein
durch den Ersten Weltkrieg aus den
Fugen geratenes Mitteleuropa, Hungers-
nöte und eine steigende Inflation führ-
ten zu Streiks und Krawallen, bei denen
sich die Arbeiter gegen den Bürger-
block solidarisierten. Ein Generalstreik
im Jahr 1918 wurde gewaltsam nieder-
geschlagen. In den späten 1920er-Jah-
ren spürte man auch in Zürich und der
Schweiz die Auswirkungen der Weltwirt-
schaftskrise anhand einer rasant zuneh-
menden Arbeitslosigkeit.
Der Ausländeranteil wuchs, vor al-
lem wegen vieler Deutscher, die vor Bis-
marcks Sozialistengesetz flüchteten,
und italienischer Bauarbeiter. Die Lang-
strasse K entwickelte sich wegen der
zahlreichen Einwanderer zu einem „ita-
lienischen Boulevard“, der auch heute
noch an manchen Stellen mediterranes
Flair versprüht. Damals hausten noch
viele Arbeiterfamilien unter erbärmli-
chen Umständen und litten unter gro-
ßen hygienischen Mängeln. Erst allmäh-
lich setzte sich ein städtisch geförderter
gemeinnütziger Wohnungsbau durch,
der diesen Defiziten Abhilfe zu schaffen
versuchte.
nAcHkriegszeit
Da man einen politisch neutralen Sta-
tus bewahrt hatte, war es in der Schweiz
zu keinerlei Kriegsschäden gekommen.
Auch die Infrastruktur Zürichs war so
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