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über die qualifizierten Arbeitskräfte aus
dem Norden freuen, reagiert die Bevöl-
kerung zunehmend unsicher bis verär-
gert. Dass es sich hierbei aber um kein
rein schweizerisches Phänomen han-
delt, zeigt der Blick ins benachbarte Ös-
terreich, wo die zunehmende Zahl von
„Piefkes“ ebenfalls für Missmut in der
Bevölkerung sorgt.
Hintergrund für diese Entwicklung sind
die Globalisierung und eine damit einher-
gehende Konkurrenzsituation auf dem
Arbeitsmarkt. Immer mehr Angestellte
an Universitäten, Krankenhäusern oder
auch im Bereich von Gastronomie und
Hotellerie sind Deutsche. So kamen alle
acht Professoren, die die Universität Zü-
rich im Dezember 2007 neu einstellte,
aus Deutschland.
Durch die große Zahl deutscher Bewer-
ber wächst auch die Wahrscheinlichkeit,
dass sich einer der Anwärter aus dem
sogenannten großen Kanton durchsetzt.
Neben einer guten Ausbildung schätzen
Arbeitgeber an den deutschen Bewer-
bern vielfach die „typisch deutschen“
Tugenden Fleiß, Disziplin und Pünktlich-
keit - wobei man diese den Eidgenos-
sen wohl auch kaum absprechen würde.
Dass sich Schweizer Mitbewerber über
die wachsende Konkurrenz um begehr-
te Jobs nicht freuen, erstaunt kaum. Und
so entsteht bisweilen eine Stimmung, die
nicht so paradiesisch ist, wie einem das
Klischee vom sogenannten Heidiland
weismachen möchte.
Trotz bisweilen auftauchender Ressen-
timents hat die Schweiz zu Deutschland
ein engeres Verhältnis als zu allen an-
deren EU-Ländern. So bezieht das Land
laut Neuer Zürcher Zeitung vom 10.4.08
mehr Waren aus Deutschland als aus
Italien, Frankreich, Österreich, Belgien
und den Niederlanden zusammen. Über
1200 Firmen aus der Schweiz sind in
Deutschland tätig und beschäftigen hier
mehr als 250.000 Menschen. Auch des-
halb ist Deutschland noch vor Italien und
Frankreich zur wichtigsten Auslandsdes-
tination für Schweizer geworden, von de-
nen ein großer Teil Geschäftsreisende
sind.
Umgekehrt spielen Deutsche im
Schweiz-Tourismus eine bedeutende
Rolle: Deutsche Touristen haben einen
Anteil von 30 % an den ausländischen
Gästen und sind damit ein großer wirt-
schaftlicher Faktor. Das diffizile Verhält-
nis zwischen Schweizern und Deutschen
konnte man jüngst bei der Fußball-Euro-
pameisterschaft wieder beobachten. Die
friedliebenden Eidgenossen und ihre Me-
dien waren neutral - ihnen war es egal,
wer Deutschland schlägt.
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