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die Sicherheitsgurte von Autos zu Trage-
riemen um. Fertig war der Prototyp. „Wir
haben die erste Lkw-Plane in Stücke ge-
schnitten und das gab vier oder fünf Ta-
schen. Die waren für den Eigengebrauch
bestimmt und noch für einen Freund“, er-
zählt Markus Freitag.
Doch schon bald entwickelte sich eine
so große Nachfrage nach den ungewöhn-
lichen Behältnissen, dass die Freitags im-
mer mehr Taschen für immer mehr Men-
schen schneiderten - bis die Räumlichkei-
ten irgendwann zu eng wurden: „Unsere
erste Produktionsstätte war ja zunächst
im Wohnzimmer. Bis mich dann meine
Mitbewohner baten, die Produktion doch
bitte outzusourcen. Ich dürfte zwar schon
noch da wohnen bleiben. Aber die alten
Planen müssten ja nicht im Flur lagern
und in der Waschmaschine oder in der
Badewanne eingeweicht werden“, so Frei-
tag. Also wurde die Produktion ausgela-
gert und das eigene Unternehmen gegrün-
det. Ein ehemaliger Mitbewohner schlug
vor, einfach den Familiennamen als Fir-
mennamen zu benutzen und so kam es
dann auch.
Inzwischen haben die Freitags viele un-
terschiedliche Produkte im Angebot, vom
Portemonnaie über Laptoptaschen bis hin
zu Rucksäcken. Der Materialverbrauch
liegt bei rund 140 Tonnen Lkw-Planen,
70.000 Fahrradschläuchen und 18.000
Autogurten pro Jahr.
Das erste Modell, die Top-Cat, ist aber
weiterhin der ungeschlagene Klassiker
und die meistverkaufte Tasche. Der Pro-
totyp wird inzwischen sogar im Museum
of Modern Art in New York ausgestellt.
„Das war ein schöner Moment“, sagt Mar-
kus Freitag, „unsere Tasche bei der letzten
New-York-Reise dort zu sehen. Wenn man
es mit eigenen Augen sieht, dass da die
Freitag-Tasche neben dem iPod liegt, dann
freut einen das schon.“ Auch das Museum
für Gestaltung R hat den ersten Näh-
versuch der beiden Brüder in die Samm-
lung aufgenommen - allerdings ohne Au-
togurt, denn den hatten die beiden abge-
schnitten, um ihn für eine neue Tasche zu
benutzen.
Als Erfolgsgeschichte würde Markus
Freitag sein bisheriges Leben trotzdem
nicht beschreiben: „Es hat seine Zeit ge-
dauert. Wenn man zurückblickt, denkt
man, es ist eine Erfolgsgeschichte, wie
sie nicht schöner geschrieben sein könn-
te. Und umgekehrt, wenn man sie selber
durchlebt, dann hat man auch Rückschlä-
ge miterlebt, das hält einen dann auch ein
bisschen auf dem Boden.“
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