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hen: Die Zahl der Reisenden explodier-
te und neben den Attraktionen der Stadt
fand man auch immer mehr Gefallen an
den Schönheiten der Landschaft.
Auch wenn der direkte Seezugang heu-
te durch eine Straße blockiert ist - das
Baur au Lac überzeugte seine Gäste durch
die Lage zwischen See und Stadtkern von
Anfang an. Wichtiger als die Adresse in
der Talstrasse 1 war jedoch der immen-
se Komfort des Hauses. Schon die ersten
Baedeker-Reiseführer über die Schweiz
empfahlen das Haus dem anspruchsvol-
len Reisenden und auf den europäischen
Hochadel übte es eine schier magische
Anziehungskraft aus. So wurde eigens
für die spätere Kaiserin Elisabeth von Ös-
terreich (Sissi) im Januar 1867 das Ho-
tel geöffnet, das einst über den Winter ge-
schlossen hatte. Mit zwei Prinzen und ei-
ner Entourage von 60 Personen verbrach-
te sie zudem einen ganzen Sommer im
Baur au Lac. Auch König Ludwig I. von
Bayern war Gast und der Höhepunkt der
Saison 1912 war der Empfang des deut-
schen Kaisers Wilhelm II.
Neben dem Hochadel fühlten sich füh-
rende Künstler, Politiker und Wissen-
schaftler zu allen Zeiten wohl in die-
sem Haus. Richard Wagner brachte hier
singend und von seinem Schwiegerva-
ter Franz Liszt am Klavier begleitet erst-
mals den ersten Akt seiner „Walküre“
zu Gehör. Vom dänischen Märchendich-
ter Hans Christian Andersen ist überlie-
fert, dass er sein Zimmer „komfortabel“
und „angenehm“ fand. Geburtsort einer
bedeutenden Tradition wurde das Hotel
1892, als es der Wiener Baronin Bertha
von Suttner gelang, den schwedischen In-
dustriellen Alfred Nobel von der Notwen-
digkeit eines internationalen Friedens-
preises zu überzeugen.
Durch ständige Erweiterungen entwi-
ckelte sich das Hotel bis zum Jahr 1898 zu
seiner heutigen imposanten Größe. Mitt-
lerweile hat man neben VIPs vor allem
anspruchsvolle Geschäftsleute als Gäste,
deren Ziel das Geschäfts- und Bankenzen-
trum Zürich ist. Das Baur au Lac zählt
noch immer zu den führenden Luxusho-
tels der Welt.
Marc Chagall war sogar Stammgast im
Baur au Lac und arbeitete in seiner Sui-
te an den Glasmalereien für die Kirchen-
fenster des Fraumünster. Kaum verwun-
derlich, dass der Pinsel seine Spuren auch
auf dem Teppich hinterließ und dieser
nach Chagalls Abreise häufig ausgewech-
selt werden musste. Ein anderer Künst-
lergigant, der dem Haus über Jahrzehn-
te treu blieb, war Thomas Mann. Noch im
Jahr 1947 als alter Mann war er Gast, je-
ner Zeit, die auch für ein Nobelhotel wie
das Baur au Lac von Einschränkungen ge-
prägt war: weniger Gäste, weniger Energie
und eine angespannte Verpflegungssituati-
on. Der Hotelgarten wurde zeitweise sogar
in einen Kartoffelacker umgewandelt.
Um auch den räumlichen Ansprüchen
von betuchten Großfamilien oder Super-
stars samt Gefolge entsprechen zu können,
lassen sich mithilfe von Verbindungstüren
alle Zimmer einer Etagenseite zu einer Art
Mega-Suite kombinieren. Dem leiblichen
Wohl widmet man sich in mehreren ex-
quisiten Gastronomiebetrieben und für
den Transfer zum Flughafen am Ende des
mondänen Aufenthalts steht ein hausei-
gener Rolls Royce Phantom zur Verfü-
gung. Kein Wunder, dass sich hier Köni-
ge und Scheichs so wohl fühlen ...
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