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I TALIENISCHER L EBENSSTIL -
FARE UNA BELLA FIGURA
IN PASSEGIATA
Es ist nicht nur eine feststehende Redewendung in Ita-
lien, sondern auch ein Lebensmotto der Italiener. Fare
una bella figura heißt auf Deutsch „eine gute Figur
machen“, und das möglichst in jeder Situation. Zum
einen ist es die sprichwörtliche italienische Eleganz
und Grandezza, die allen Europäern bekannt ist.
Selbst wenn ein Italiener nur ans Meer geht, sieht er
immer noch gut aus. Einen „Schlabberlook“ wie an-
derswo sieht man bei den Einheimischen eher selten.
Und sei es nur die Sonnenbrille (selten ein No-Name-
Produkt), die der eigentliche Blickfang der Erschei-
nung ist.
Kein Italiener, der auf sich hält, würde beispielswei-
se in kurzen Hosen zum Abendessen in einem Risto-
rante erscheinen. Und die Frauen zeigen sich gerne in
ihrer Weiblichkeit. Denn oftmals ist der Abend nicht
mit dem Abendessen abgeschlossen, sondern wird
noch fortgesetzt mit der Passegiata den Lungomare
entlang, einer Art Verdauungsspaziergang entlang der
Uferpromenade. Es gehört einfach dazu, sich zu zei-
gen, zu sehen und gesehen zu werden. Dabei werden
mit anderen Flanierenden, die man vielleicht vom
Strand her kennt, ein paar Worte gewechselt. Mögli-
cherweise probiert man noch ein gutes italienisches
Eis. Ältere Damen bewundern alle Kleinkinder, die
meist schon schlafend in ihren Wägelchen von den
stolzen Eltern durch den Abend geschoben werden.
Eng umschlungene Paare schlendern vorbei. Die Her-
ren sitzen auf der Ufermauer oder stehen in kleinen
Gruppen beieinander und schwatzen über Gott und
die Welt.
Und auch das gehört zum fare una bella figura: Je-
der Italiener kann sich zu jedem beliebigen Thema
äußern. Nichtwissen wird nur sehr ungern zugege-
ben. Und so kann es auch schon mal vorkommen,
dass man an den falschen Italiener gerät, wenn man
nach dem Weg fragt. Denn eher schickt er einen in ir-
gendeine Richtung, als dass er zugeben würde, dass
er den Weg nicht kennt ...
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