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E SSKASTANIEN IM W ESTEN E LBAS
Esskastanien (Castanea sativa) werden seit dem 14. Jh.
auf den elbanischen Bergen gepflanzt. Die Pflanze
stammt ursprünglich nicht von der Insel, sondern wurde
vom nahe liegenden Festland eingeführt. Schnell hat
sich diese Nutzpflanze in das Landschaftsbild und die
Geschichte Westelbas integriert. Besonders an den
Nordhängen gedeiht sie aufgrund der häufigen Regen-
fälle ausgezeichnet.
Noch bis Mitte der 1950er Jahre bildeten ihre fri-
schen, getrockneten, gekochten, gerösteten, gedörrten
oder gemahlenen Früchte die Hauptnahrungsgrundla-
ge für die Bergbevölkerung von Marciana und Poggio.
Und nicht selten gab es Streitereien zwischen beiden
Orten über die genauen Besitzverhältnisse der Kasta-
nienwälder.
Wie wichtig die Frucht war, zeigt ein Erlass von 1719,
in dem verfügt wurde, dass Schulden auch mit Kasta-
nien gezahlt werden konnten, wenn man über keinerlei
Geldmittel verfügte.
In den Wäldern um Poggio und Marciana wachsen
noch heute viele Esskastanienbäume, allerdings werden
sie nicht mehr gepflegt und verwildern zunehmend. Im-
mer seltener sieht man die Bewohner von Marciana und
Poggio mit gefüllten Beuteln und Eimern aus den Wäl-
dern kommen; wenn, dann sind es vor allem ältere Men-
schen oder Besucher. Heute laben sich eher die Wild-
schweine an den Früchten.
Seit 1984 findet in Poggio immer um Allerheiligen im
November das Kastanienfest Caldarrostata statt. Dann
liegen verführerische Düfte über dem Bergdorf. Es wer-
den verschiedene Leckereien rund um die Früchte ange-
boten, ebenso wie Säckchen mit Kastanienmehl zum
Backen von Pizza und Brot. Die Bewohner von Poggio
haben das Fest unter anderem zum Anlass genommen,
um an handwerkliche Bräuche und Traditionen wie das
Holz- und Keramikhandwerk zu erinnern.
An dieser Stelle noch ein kleines Rezept für eingeleg-
te Kastanien zum Ausprobieren: Die Kastanien ein-
schneiden und fast gar kochen (ca. 20 Min.), dann rasch
schälen und die nicht zerbröckelten Stücke in ein Glas
legen, welches man mit dickem Zuckersirup auffüllt. Be-
vor das Glas verschlossen wird, gibt man nach Belieben
Brandy oder Calvados dazu. Nach zwei Monaten darf
dann gekostet werden ...
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