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Für den Lebensmittel- und Sanitärbereich erließ Napoleon strenge
Vorschriften und verordnete Geldstrafen für Wasserverschmutzung.
Das galt auch für das Wäschewaschen an Brunnen. Im Bereich der
Markt- und Lebensmittelkontrolle verfügte er, dass unverkaufte Esswa-
ren vernichtet werden mussten, bevor sie in der Hitze verdarben. Hüh-
ner, Kühe und Esel durften in den Orten nicht mehr frei herumlaufen.
Aber auch in anderen wichtigen Bereichen gab es für Napoleon kein
Halten: Um mehr Getreide anbauen zu können, wollte er Pianosa kul-
tivieren ( Ü „Pianosa“). Erstmalig wurden in der Verwaltung ein Grund-
buch und ein Kataster eingeführt, ebenso ein kleiner Gerichtshof und
die allgemeine Schulpflicht; für Steinmetze und Bildhauer wurden
Lehrstellen eingerichtet; Straßenprostitution durfte nur noch an aus-
gewiesenen Plätzen in Portoferraio ausgeübt werden - treffenderweise
damals die Via del Buon Gusto, die „Straße des guten Geschmacks“,
heute die Via Garibaldi.
Im Sommer folgte Napoleons Mutter, Madame Letizia, ihrem Sohn ins
Exil, und etwas später auch seine Lieblingsschwester Paolina, die etwas
Abwechslung und Munterkeit in das gesellschaftliche Leben brachte.
Schon zuvor hatte Napoleon Bälle und Pferderennen veranstaltet und
sich den Eintritt bezahlen lassen, um die Staatsfinanzen aufzubessern.
Nun wurde durch den Verkauf eines Brillantencolliers Paolinas sogar die
Eröffnung eines Theaters möglich, und auch hier verdiente Napoleon
etwas Geld, indem er die Logenplätze verkaufte ( Ü „Portoferraio“).
Wenn man bedenkt, dass Napoleon nur zehn Monate auf Elba weilte,
ist es enorm, was er in dieser kurzen Zeit für die Insel geschaffen hat.
Mit der Neuorganisation seines kleinen Inselstaates konnte er die Wirt-
schaft ankurbeln. Der Handel gedieh, und wegen seiner Anwesenheit
auf der Insel setzte auch ein reger Besucherverkehr ein. Zum einen wa-
ren es Händler und Reisende, die den Kaiser besuchten, zum anderen
auch Spione, die beauftragt waren, Napoleon und seine Pläne auszu-
kundschaften.
Ebenso hatte Napoleon seine eigenen Kuriere und Spione, die ihn re-
gelmäßig mit Nachrichten vom Festland versorgten. Vor allem berich-
teten sie über die wachsende Unzufriedenheit der Franzosen mit ihrem
neuen König. Es häuften sich aber auch die Nachrichten über ein ge-
plantes Attentat auf Napoleon, und die Gerüchte über eine erneute Ver-
bannung wurden immer hartnäckiger. Außerdem begannen sich Napo-
leons Soldaten auf Elba zu langweilen und waren unzufrieden mit der
Order, im Straßen- und Latrinenbau und in der Landwirtschaft zu helfen.
Sie wollten wieder kämpfen. Hinzu kamen finanzielle Sorgen, denn Lud-
wig XVIII. zahlte nicht, und die Erträge aus der angekurbelten Wirtschaft
waren nicht ausreichend. Als Oberst Campbell, der über Napoleon ein-
gesetzte britische Oberaufseher, im Februar für eine ganze Woche zu
seiner Mätresse auf das italienische Festland fuhr, war die Stunde ge-
kommen: Napoleon beschloss, Elba zu verlassen und noch einmal
nach der Macht zu greifen. Am Morgen des 26. Februar 1815 verkün-
dete er seinen Vertrauten seine Pläne, und am Abend stach die kleine
Flotte mit 1150 Soldaten in See. Vorher hatte Napoleon noch seine letz-
ten Worte an die Elbaner gerichtet: „Ich habe euch Frieden gebracht.
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