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die Eisenerzminen die wichtigste Einnahmequelle, und so ritt Napoleon
schon am 4. Mai nach Rio nell'Elba, um mit dem Verwalter der dortigen
Mine, Pons d'Herault, zu verhandeln. Dieser weigerte sich anfangs, die
Minen-Einkünfte dem Kaiser zur Verfügung zu stellen. Doch Napoleon
war bekannt für seine Hartnäckigkeit und seinen Charme. Schon kurze
Zeit und einige Gespräche später stellte Pons d'Herault nicht nur alle
Einnahmen seinem neuen, alten Herrn zur Verfügung, sondern brachte
auch die Eisenförderung auf Hochtouren. Er wurde zu einem glühen-
den Verehrer Napoleons und folgte ihm gar in die Schlacht von Water-
loo. Später schrieb er in seinen Memoiren: „Der Kaiser hat mich nicht
besiegt, aber ich habe mich ihm ergeben.“
Gleich in den ersten Tagen hatte man nach verzweifelter Suche auch
ein Haus für den Kaiser gefunden. Die heutige Villa dei Mulini ( Ü „Por-
toferraio“) lag strategisch günstig zwischen den beiden Festungen Fal-
cone und Stella in Portoferraio und bot zumindest etwas Platz für eine
dem Kaiser angemessene Hofhaltung. Man ging sofort an den Umbau
und die Einrichtung, die erst im September abgeschlossen waren. Na-
poleon zog jedoch schon nach 14 Tagen ein, bot die Villa doch mehr
Komfort und Ruhe als die Zimmer im Rathaus. Auf einem seiner som-
merlichen Ausritte entdeckte er ein kleines Anwesen in San Martino,
das er zur Sommerresidenz ausbauen ließ, vor allem für seine Frau, die
Kaiserin Marie Louise, und seinen Sohn, die ihm allerdings nie nach Elba
folgten ( Ü „Portoferraio, Ausflüge in die Umgebung“).
Auch um die innere und äußere Sicherheit des neuen Staates küm-
merte er sich: Am 26. Mai 1814 gingen mehrere englische Schiffe im
Hafen vor Anker, und 600 getreue napoleonische Soldaten kamen an
Land. Sofort wurde eine kleine Armee aufgebaut, die durch das korsi-
sche und das Fremdenbataillon, bestehend aus 50 Korsen bzw. 200
Ausländern, verstärkt wurde. 400 Elbaner wurden in prachtvolle Unifor-
men gesteckt und zur Nationalgarde erklärt. Alles, was schwimmen und
mit Kanonen bestückt werden konnte, bildete die Flotte, der ein see-
kranker, schon älterer Marinefähnrich als Admiral vorstand.
Bei seinen Ausritten und Streifzügen über die Insel hatte Napoleon
feststellen müssen, dass es kaum befestigte Wege gab bzw. viele Orte
kaum zu erreichen waren. So entwarf er einen Plan für das Straßensys-
tem auf Elba: Die einzigen bis dahin bestehenden Karrenwege zwi-
schen Portoferraio und Porto Azzurro bzw. Procchio wurden befestigt.
Weiterhin wurden zusätzliche Straßen von der Inselhauptstadt nach
Marina di Campo, Marciana Marina und Poggio sowie nach Rio nell'El-
ba und Cavo gebaut. Das heutige Straßennetz auf Elba geht zu einem
großen Teil auf Napoleon zurück.
Die sumpfige Lacona-Ebene wurde auf seinen Befehl hin entwässert,
um dort ein Weizenanbaugebiet entstehen zu lassen. Napoleons Ziel
war es, Elba wieder zu einer grünen Insel zu machen. So ließ er aus Kor-
sika eingeführte Kastanien-, Eichen- und Akaziensetzlinge auf den ab-
geholzten Hängen pflanzen, Baumschulen anlegen, das Jagdrecht be-
schränkte er auf die Monate August bis Januar. An vielen Straßen wur-
den Maulbeerbäume gepflanzt, die vor allem für die Seidenraupen-
zucht gedacht waren.
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