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Aktuelle Politik
Ära
Balaguer
Über 30 Jahre bestimmte
Balaguer
direkt oder in-
direkt die Politik; zum Schluss sehnten sich aber
genügend Dominikaner nach einem Wechsel, nur
sagen mochte es ihm niemand.
Balaguer,
inzwi-
schen stolze 87 Jahre und mittlerweile erblindet,
aber immer noch in dem Glauben, die physische
Kondition für ein Präsidentenamt zu haben, stellte
sich 1994
zum siebten Mal zur Präsident-
schaftswahl.
So kam es im Frühjahr 1994 zum
Wahlkampf der Greise:
Balaguer
gegen seinen ur-
alten Herausforderer
Bosch,
85-jährig. Als dritter
Kandidat bewarb sich
Peña Gómez
von der PRD.
„Mientras respira, aspira“ („Solange er atmet, tritt
er an“): so der achselzuckende, alltägliche Kom-
mentar zur möglichen siebten Präsidentschaft.
Ba-
laguer
regierte zuletzt wie ein Fürst, entschied ein-
sam, machte vieles zur Chefsache und, erstaunlich
genug, bereicherte sich nicht persönlich. Selbst
seine Feinde unterstellen ihm keine Korruption.
Balaguer
und seine Partei PRSC warfen noch ein-
mal die ganz große Maschinerie des Wahlkamp-
fes an.
Balaguer
war in aller Munde, Presse und TV
berichteten nahezu täglich, und unzählige Anhän-
ger jubelten (gegen Bezahlung). Extra für den grei-
sen Mann geschaffen wurde das
Balaguermóvil,
in
Anlehnung an das
Papamóvil,
den Wagen, mit
dem der Papst unterwegs ist.
Balaguer
besuchte
jede Provinz und ließ sich feiern. „Balaguer trabaja
para tí“
(
„
Balaguer
arbeitet für Dich“) war auf allen
Transparenten zu lesen, und mit dem Bau neuer
Straßen wurde überzeugend geworben. Kein
Wunder, dass bei dieser massiven Wahlpropagan-
da eine Wiederwahl nicht auszuschließen war.
Und tatsächlich lag
Balaguer
bei Beginn der Aus-
zählung leicht in Führung vor
Peña Gómez.
Doch
die Auszählung wurde gestoppt. Es sollen etwa
200.000 Wahlberechtigte gar nicht erst in den
Wählerlisten aufgetaucht sein, alles Anhänger von
Peña Gómez. Balaguer
erklärte sich mit Neuwah-