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Chapetones & Criollos
N ach der Entdeckung der Gold- und Silberschätze
auf dem amerikanischen Kontinent sank die Zahl
der Siedler auf der Insel rapide. Auch die Bedrohung
der Städte durch die Piraten tat ihr Übriges. Erst im Zu-
ge der Domestizierung der Boucanniers (siehe „Die
Zeit der Piraten“ im Kapitel „Nordküste“) im 17. Jh. ka-
men wieder viele, hauptsächlich französische Farmer
nach Hispaniola, die sich auf der Nordwestseite der In-
sel (heutiges Haiti) ansiedelten. Sie erschlossen diesen
Inselteil und gründeten Zuckerrohrplantagen. Der fran-
zösische Teil prosperierte, der spanische dagegen sta-
gnierte; wie kam das?
Die spanische Krone zog im spanischen Teil der In-
sel sämtliche Reichtümer ab, und die katholische Kirche
etablierte sich als gewichtiger Machtfaktor. Somit wur-
de auch in der Kolonie die Inquisition eingeführt. Folg-
lich waren auch kaum Spanier jüdischer oder arabi-
scher Abstammung vertreten, die in Spanien traditionell
das Handwerk und den Handel beherrschten.
Weiterhin war die Sozialstruktur in den beiden Insel-
teilen unterschiedlich. Es gab die reinen Spanier, Cha-
petones genannt, die die größten Machtbefugnisse be-
saßen. Unter ihnen standen die Criollos, weiße Spanier,
die in der Fremde geboren waren. Beiden war aus der
Heimat ein Sozialkodex bekannt, der besagte, dass ein
Edelmann nicht arbeiten dürfe, sonst würde er seine
Adelsprivilegien verlieren. Die waren zwar in der Neuen
Welt völlig bescheiden, aber gleichwohl pflanzte sich
dieses Gedankengut fort. Ein Hidalgo, also ein Ritter
oder Edelmann, ging keinem Broterwerb nach, er such-
te bestenfalls Abenteuer.
Richtig schuften mussten die anderen, die Mulatos,
die aus einer Verbindung zwischen einem Weißen und
einer Schwarzen stammten, Mestizos, aus einer Verbin-
dung zwischen einem Weißen und einer Indianerin,
aber vor allem die an unterster Stufe stehenden schwar-
zen Sklaven. Sie alle befanden sich in einer sozialen
Hierarchie, die darauf hinauslief, dass nur wenige aktiv
an der wirtschaftlichen Entwicklung Interesse zeigten.
Der größte Teil der spanischen Oberschicht wollte nur
die Reichtümer herausziehen.
Im französischen Teil gab es dagegen nur drei Klas-
sen. Die Weißen, die dunkelhäutigen Freien und die
Sklaven. Dabei waren die französischen Weißen in der
Mehrzahl wirtschaftlich aktiver als die spanischen
Weißen. Hier wurde gezielter besiedelt und das Land
urbar gemacht.
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