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sam realisierten sie zahlreiche Projekte und gestalteten ein paar der
wichtigsten Gebäude des Landes.
In Rio brachen sie mit dem Neoklassizismus und entwickelten statt-
dessen einen funktionellen Stil mit viel Stahl und Glas, der sich durch
eine besondere Nüchternheit auszeichnet. Gute Beispiele hierfür sind
das Museu de Arte Moderna (eingeweiht 1958) und die Catedral Metro-
politana (begonnen 1964). Eines der faszinierendsten modernen Gebäu-
de in der Nähe von Rio ist das von Niemeyer entworfene Museu do Arte
Contemporânea (MAC) in Niterói. Es spielt mit seiner bildschönen Lage
und gewährt einen umwerfenden Blick auf die Stadt. Die fließenden
Formen und fein geschwungenen Linien lassen an eine Blüte denken,
viele Beobachter sprechen aber auch von einem Raumschiff.
Zahlreiche Kreationen von Niemeyer sind durch elegante Kurven ge-
kennzeichnet; eine seiner Inspirationen ist der weibliche Körper. Be-
rühmtheit erlangte er in seiner Funktion als architektonischer Gestalter
der Hauptstadt. Er lebte lange Zeit in Rio und die Baukunst blieb ihm
stets eine Herzensangelegenheit. Bis kurz vor seinem Tod 2012 im stol-
zen Alter von 104 Jahren war er noch recht aktiv in seinem Beruf tätig.
Niemeyer, ein Leben lang überzeugter Kommunist, verbrachte einen
Großteil der 1960er- und 1970er-Jahre, auf der Höhe der Militärdikta-
tur, im Exil. Aufgrund seiner politischen Gesinnung konnte er während
des Kalten Krieges nicht in den Vereinigten Staaten arbeiten.
Neue Projekte
Überall in der Stadt wird gebaut, denn im Zuge der Vorbereitungen für
die Olympischen Spiele fließt eine Menge Geld. Gleichzeitig boomt die
brasilianische Wirtschaft munter weiter.
2013 wurde die Cidade das Artes (Stadt der Künste) in Barra da Tiju-
ca offiziell eingeweiht - ursprünglich sollte sie schon 2008 fertig wer-
den. An dem Komplex scheiden sich die Geister. Statt der kalkulierten
86 Mio. R$ lagen die Kosten zuletzt über 500 Mio. R$! Das ultramoder-
ne 90 000 m² große Gelände beherbergt eine Hightech-Konzerthalle
mit 1800 Sitzplätzen, mehrere Theater, eine Bühne für Kammermusik
und eine Terrasse mit einem malerischen Blick auf Barra. Außerdem ist
das Gebäude jetzt Sitz des Brasilianischen Symphonieorchesters. Als
Designer zeichnet der mit dem Pritzker-Preis dotierte Franzose Christi-
an de Portzamparc verantwortlich.
Derzeit wird überdies der ehemals heruntergekommene Hafen von
Rio aufgehübscht. Das Museu de Arte do Rio an der Praça Mauá ver-
bindet zwei bereits existierende Bauten, eine neoklassizistische Villa
aus dem frühen 20. Jh. und einen modernen ehemaligen Bahnhof, auf
clevere Weise. Die ungewöhnliche Kombination ist eine Metapher für
den Mix klassischer und moderner Kunst, der in dem Museum bewun-
dert werden kann. Ganz in der Nähe ragt das Museum of Tomorrow ins
Wasser. Santiago Calatrava entwarf das Gebäude mit dem ausladenden
Dach und der für ihn typischen behauenen Fassade. Die Einweihung
steht 2014 an.
In Copacabana entsteht unterdessen das hochmoderne Museu da
Imagem e Som (Museum für Bild & Klang). Es soll 2014 fertig werden
und frischen Wind in den kastenförmigen Hochhauseinheitsbrei an der
Promenade von Copacabana bringen. Das New Yorker Architekturbüro
Diller Scofidio + Renfro hat das Bauwerk harmonisch in seinen fantas-
tischen Standort zwischen dem Meer und den Hügeln im Hintergrund
eingebettet. Rampen und Flächen unter freiem Himmel sorgen für ei-
nen guten Zugang.
Architek-
turbücher
The Curves of
Time: the Me-
moirs of Oscar
Niemeyer (Oscar
Niemeyer)
When Brazil Was
Modern: A Guide
to Architecture,
1928-1960 (Lauro
Cavalcanti)
Roberto Burle
Marx: The Lyrical
Landscape (Marta
Iris Montero)
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