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Passos war von 1902 bis 1906 im Amt und hatte eine Vision: Rio
sollte das Paris Südamerikas sein. Er gab den Bau gewaltiger Alleen
und gepflegter Parks in Auftrag und ließ dort die elegantesten Gebäude
der Metropole hochziehen. Ein besonders schönes Resultat seiner Be-
mühungen ist der Palaçio Monroe (Monroe-Palast; 1906). Als Vorbild
diente ein Bauwerk auf der Weltausstellung 1904 in St. Louis. Die ele-
gante neoklassizistische Konstruktion stand an der Praça Floriano und
war Sitz der Câmara dos Deputados (Repräsentantenhaus). Leider fiel
sie, wie so viele andere wunderschöne Bauten, der groß angelegten
„Reurbanisation“ 1976 zum Opfer.
1922 präsentierte sich Rio voller Stolz auf der Internationalen Welt-
ausstellung. Hier ging es nicht nur um Neoklassizismus und urbanes
Design, sondern auch darum, die modernste Stadt Brasiliens zu zeigen.
Ein weiteres großes Ereignis in den 1920er-Jahren stellte die Eröffnung
des Copacabana Palace, des ersten Luxushotels in Südamerika, dar. Sie
zog eine rasante Entwicklung der Strandviertel nach sich.
Die Gebäude aus den 1930er-Jahren sind eindeutig von modernen
europäischen Baustilen geprägt, die auch Einfluss auf das Design der
Stadt nahmen. Zeitlich fiel der Modernismus mit dem Aufstieg von Prä-
sident Vargas zusammen, der sich durch den Bau öffentlicher Ministe-
rien, offizieller Kammern und Regierungsbehörden ein Denkmal set-
zen wollte. Das Ministerium für Gesundheit & Bildung, die Apotheose
der modernistischen Bewegung in Brasilien, ist eines der auffälligsten
öffentlichen Gebäude der Stadt und eines der wenigen, das von dem
berühmten Franzosen Le Corbusier designt wurde. Er erarbeitete den
Entwurf gemeinsam mit ein paar jungen brasilianischen Architekten.
(Ebenfalls von Le Corbusier beeinflusst ist der Aeroporto Santos Du-
mont, fertiggestellt 1937.)
Darüber hinaus waren die 1930er-Jahre die Dekade des Art-déco-
Stils, der durch formvollendet ausgearbeitete künstlerische Details
und Verzierungen en masse gekennzeichnet war. Schöne Beispiele sind
der Hauptbahnhof und die Christusstatue (Cristo Redentor) auf dem
Corcovado.
Oscar Niemeyer
Oscar Niemeyer gehörte zu den Jungspunden, die mit Le Corbusier zu-
sammenarbeiteten, und schrieb später selbst Architekturgeschichte. Er
war in der Firma von Lúcio Costa tätig, als er erstmals in Kontakt mit
Le Corbusier kam. Niemeyer und Costa zählten zu den Verfechtern der
europäischen Avantgarde in Brasilien und drückten dem brasiliani-
schen Design in den folgenden 50 Jahren ihren Stempel auf. Gemein-
ARCHITEKTONISCHE MEILENSTEINE
Copacabana Palace (S. 174) Dieses neoklassizistisches Schmuckstück wurde zu
einem Sinnbild für eine neue glamouröse Ära.
Arcos da Lapa (S. 142) Im Epizentrum der wiederaufkeimenden Musikszene Lapas ist
der Aquädukt aus dem 18. Jh. eine weithin bekannte Landmarke.
Maracanã-Fußballstadion (S. 153) Brasiliens größtes Stadion wurde im Vorfeld der
Weltmeisterschaft 2014 aufwendig renoviert.
Cristo Redentor (S. 116) Rios Wahrzeichen wird von den cariocas heiß und innig ge-
liebt, ganz gleich, welcher Religion sie angehören.
Theatro Municipal (S. 127) Ein Kleinod aus der Belle Époque und das teuerste Opern-
haus außerhalb Europas.
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