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Fußball
Die cariocas sind wie die meisten Brasilianer fußballverrückt. An wichtigen interna-
tionalen Spieltagen geht niemand zur Arbeit, stattdessen drängen sich die Leute in
den botecas ihres Viertels oder auf dem Bürgersteig, um die Spiele zu sehen. Nach
einem bedeutenden Sieg feiert die ganze Stadt wilde nächtliche Partys, und wenn
das Team verliert, ist die Trauer in der Luft geradezu spürbar. Natürlich unterstüt-
zen alle die Nationalmannschaft, doch den größten Teil des Jahres steht der Lieb-
lingsverein an erster Stelle. Jeder carioca hat seinen Favoriten und würde niemals
die Gelegenheit versäumen, ihn gemeinsam mit der tobenden Masse im Maracanã-
Stadion anzufeuern.
Das Spiel und die Fans
Brasilien gilt als das Land mit dem kreativsten und aufregendsten Fußball
der Welt. Die Verteidiger haben gemeinhin einen schlechten Ruf, aber
dank der spannenden Angriffe interessiert das eigentlich niemanden. Fas-
zinierend sind auch die Fans. Auf gekonnte Spielzüge oder cleveres Vorbei-
dribbeln am Gegner reagieren sie mit einem „Olé“ im Stil des spanischen
Stierkampfs und tun stets ihr Bestes, um ihrer Mannschaft einzuheizen:
Sie schlagen dröhnende Trommeln (oder manchmal die Rückseite der Sta-
dionsitze), schwenken riesige Fahnen, zünden Feuerwerkskörper und
Rauchbomben und schütten gelegentlich suspekte Flüssigkeiten auf die
Sitze unter ihnen. Das Publikum ist ungestüm, aber nicht gewaltbereiter
als etwa in Deutschland.
Futebol, ein Buch
von Alex Bellos
(2005), wirft
einen faszinieren-
den und humor-
vollen Blick auf
die Kultur hinter
der nationalen
Leidenschaft,
erzählt von
legendären
Spielern und
beschreibt, wie
Fußball die
brasilianische
Gesellschaft
geprägt hat.
Die Clubs
In Rio sind vier große Fußballclubs zu Hause - Flamengo, Fluminense,
Vasco da Gama und Botafogo -, die jeweils hartgesottene Fans haben. Ab-
gesehen von ein paar kurzen Pausen zu Weihnachten, Neujahr und Karne-
val, laufen die Wettkämpfe das ganze Jahr über. Als wichtigster Termin im
Sportkalender gilt der classico, wenn die vier Vereine gegeneinander antre-
ten. Die Rivalität ist intensiv und tief verwurzelt und wird nur von Begeg-
nungen zwischen Clubs aus Rio und São Paulo überboten.
Flamengo
Der beliebteste Fußballclub Brasiliens hat eine riesige Fangemeinde mit
geschätzten 36 Mio. Anhängern weltweit und wurde von der FIFA zu ei-
nem der erfolgreichsten Vereine des 20. Jhs. gewählt. Bei jährlichen Ein-
nahmen von mehr als 120 Mio. R$ mangelt es ihm ganz sicher nicht an
finanziellen Mitteln. Berühmte Spieler, die in die rot-schwarzen Trikots
des Clubs schlüpften, sind u. a. Zico, der oft als bester Spieler ohne WM-
Titel bezeichnet wird; Leonidas, der Torschützenkönig der WM 1938; Be-
beto; Mario Zagallo und Romario. In jüngerer Zeit spielte Ronaldinho
Gaucho, der zweimal von der FIFA zum Fußballer des Jahres gekürt wur-
de, für Flamengo (2011-2012), ehe er 2012 überraschend zu Atlético Min-
eiro wechselte.
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