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songs ähnlich denen der tropicalistas. Chico Buarque zählt zu den ersten
großen Namen dieser Zeit und ist zweifellos einer der besten Lieder-
schreiber des Landes. Seine Karriere begann 1968. Weil seine Songs
während der Militärdiktatur größtenteils nicht gespielt werden durften,
wurde seine Musik zu einem Symbol des Protests. Der unglaublich er-
folgreiche carioca komponiert noch heute. Unlängst hat er aber eine
neue Leidenschaft für sich entdeckt und schreibt nun auch Romane.
Jorge Benjor ist ebenfalls unverändert erfolgreich und bereits seit
den 1960er-Jahren berühmt. Seine Lieder gehen in die Beine, denn sein
vielseitiges Repertoire umfasst afrikanische Beats und Elemente aus
Funk, Samba und Blues. Zu seinen besten Alben gehören wahrschein-
lich África Brasil und sein Debüt, Samba Esquema Novo (mit bekannten
Hits wie Mas, Que Nada! ).
Carlinhos Brown produziert nach wie vor fleißig Musik, insbesonde-
re afrobrasilianische Rhythmen. Auch er stammt aus Bahia. Seine Stü-
cke weisen vielfältige Einflüsse von merengue (schneller Standardtanz
aus der Dominikanischen Republik) über Candomblé-Klänge bis hin zu
Funk à la James Brown auf (seinetwegen hat Carlinhos den Künstlerna-
men Brown angenommen). Er gründete das beliebte Percussion-En-
semble Timbalada und veröffentlichte ein paar tolle Alben wie Alfa-
gamabetizado . Darüber hinaus mischt er bei den unterschiedlichsten
Projekten mit. Der Song Real in Rio , den er gemeinsam mit Sergio Men-
des für den Film Rio komponierte, brachte ihm 2012 sogar eine Oscar-
Nominierung ein.
The Brazilian
Sound von Chris
McGowan und
Ricardo Pessanha
ist eine toll
aufgemachte, gut
lesbare Einfüh-
rung in die brasili-
anische Musik
mit praktischen
Discografien, die
regionale stile
und Musiker
(bekannte wie
unbekannte)
abdeckt.
Rock, Pop & Hip-Hop
Die Übergänge zwischen der MPB und anderen Musikstilen, insbeson-
dere Rock und Pop, sind tendenziell fließend. Eine Künstlerin, die diese
Grenzen regelmäßig überschreitet, ist Bebel Gilberto, die Tochter von
João Gilberto. Sie kombiniert Bossa nova mit modernen Beats, u. a. auf
jazzigen, zweisprachigen Alben wie All in One (2009). Eine weitere Er-
bin der brasilianischen Tradition ist die aus Rio stammende und inter-
national bekannte Sängerin Marisa Monte. Ihr Stil stellt eine Mischung
aus Samba, forró (schnelle Musik aus dem Nordosten), Pop und Rock
dar und sie wirkte schon bei ein paar erfolgreichen Gemeinschaftspro-
jekten mit. Beispielsweise entstand in Zusammenarbeit mit Arnaldo
Antunes und Carlinhos Brown das tolle Album Tribalistas (2003).
Auf Segunda Pele (2012), dem neuesten Album von Roberta Sá, einer
bemerkenswerten jungen Sängerin aus der Bossasparte, sind Bossa-
jazz- und sogar Reggae-Elemente zu hören. Fernanda Portos Musik
wird oft als „Drum 'n' Bossa“ bezeichnet, eine Mischung aus Elektro
und Bossa (hörenswert: Auto-Retrato von 2009). Die Sängerin, Lieder-
schreiberin und Performancekünstlerin Cibelle schafft üppige Sounds
(vor allem in englischer Sprache), eine Mischung aus Pop, Folk und ty-
pisch brasilianischen Klängen (z. B. The Shine of Dried Electric Leaves
von 2006). Sie erlangte Bekanntheit als Hauptsängerin auf Subas be-
merkenswertem Album São Paulo Confessions (1999). Céu ist schon ei-
nige Male für den Grammy nominiert worden und hat viele Fans auf
der ganzen Welt. In den letzten sieben Jahren nahm sie drei von träu-
merischen Melodien geprägte Platte auf. Dabei bediente sie sich aus der
tropicália -, Samba-, Reggae- und Jazzecke. Zuletzt kam das abwechs-
lungsreiche Album Caravana Sereia Bloom (2012) heraus. Die Inspirati-
on für die Songs hat sie bei einem Road Trip durch Brasilien gesammelt.
Ihr Erstling Céu (2007) gilt aber immer noch als ihr bestes Werk.
Irgendwann in den 1980er-Jahren wurde der brasilianische Hip-Hop
in den Favelas von Rio flügge. Seither wächst die Fangemeinde stetig.
Bekannte Künstler wie Racionais MCs stammen ursprünglich aus São
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