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In den 1930er-Jahren brach die Ära des Präsidenten Vargas an, der
im November 1937 den Estado Novo (Neuer Staat) begründete und sich
als erster brasilianischer Präsident mit absoluter Macht ausstatten ließ.
Angeregt durch die faschistischen Regenten Salazar in Portugal und
Mussolini in Italien, verbot Vargas politische Parteien, steckte politi-
sche Opponenten ins Gefängnis und zensierte Kunst und Presse.
Dennoch war Vargas bei vielen Brasilianern beliebt. Der „Vater“ der
brasilianischen Arbeiter führte 1938 den Mindestlohn in Brasilien ein.
Alljährlich verabschiedete er pünktlich zum 1. Mai, dem Tag der Arbeit,
neue Arbeitsgesetze, um Brasiliens Fabrikarbeiter bei Laune zu halten.
Seine Vision für Brasilien war es nicht, die Wirtschaftsleistung des Lan-
des zu steigern, sondern das Bildungsniveau aller Brasilianer zu erhöhen.
Die Militärdiktatur
In den 1960er-Jahren versetzte der Aufstieg der Militärdiktatur der
weltweiten Faszination für Rio schließlich einen Dämpfer. Die Ära der
Repression begann mit der Zensur der Presse, der Unterdrückung der
politischen Opposition (manchmal mit Folter und Gewalt) und einem
Exodus politisch anders Gesinnter ins Ausland, darunter auch Musiker,
Schriftsteller und Künstler. In dieser Periode kam es zu zahlreichen
Protesten, besonders 1968, als etwa 100 000 Demonstranten zum Palá-
cio Tiradentes marschierten. Und selbst die Politiker in Rio waren ge-
gen das Militärregime, das als Reaktion darauf lebenswichtige Regie-
rungsgelder für bestimmte Sozialprogramme zurückhielt.
Trotz der Repressionen brachten die 1960er- und 1970er-Jahre zu-
gleich tief gehende Veränderungen in der Stadt: Tunnel wurden eröff-
net und Viadukte, Parks sowie Deponien gebaut. Auch das öffentliche
Verkehrssystem wurde modernisiert. In den 1970er-Jahren errichteten
Bauunternehmen eine Brücke über die Bucht, die Rio mit Niterói ver-
band, und die ersten Metros nahmen ihre Fahrt auf.
Gleichzeitig entstanden in der Zona Sul an den Stränden von Copaca-
bana und Leblon hohe Wolkenkratzer, und die Reichen zogen immer
weiter vom vernachlässigten Zentrum Rios weg. Die Verlegung der bra-
silianischen Hauptstadt nach Brasília im Jahr 1960 schien das Ende für
das Centro zu bedeuten, das sich nach Feierabend in eine Geisterstadt
verwandelte. Anfang der 1970er-Jahre waren die von alternden Büro-
türmen umgebenen Plätze und Parks gefährliche Orte geworden.
Bis 1985 blieb Rios Zentrum trostlos. Dann hielt Brasilien seine ers-
ten freien Präsidentschaftswahlen seit 20 Jahren ab. Mit der Rückkehr
zu einer zivilen Regierung erwachte allmählich auch wieder das Inter-
esse der cariocas an den erbärmlich vernachlässigten Teilen ihrer Stadt.
Im Lauf des folgenden Jahrzehnts betrieben die Bewohner, vor allem
Von 1987 bis
1997 litt Brasi-
lien unter einer
katastrophalen
Hyperinflation
von durchschnitt-
lich 2000 %
jährlich. Das
bedeutete, dass
sich die Mieten
alle zehn Wochen
verdoppelten, auf
Kreditkartenzah-
lungen monatlich
25 % Zinsen
fällig wurden und
die Preise für
lebensmittel und
Kleidung jeden
Monat um 40 %
stiegen.
2007
Rio ist Gastgeber der
Panamerikanischen
Spiele, die das land
geschätzte 1,5 Mrd. €
kosten. Die Brasilia-
ner erreichen in der
Gesamtwertung den
dritten Platz (hinter
den USA und Kuba).
2007
In Rio kommt es zu
spontanen Freuden-
festen, als Brasilien
für 2014 zum zweiten
Mal in der Geschichte
des landes zum
Gastgeber der Fußball-
WM gekürt wird.
2009
Die Wahl Rios zum
Austragungsort der
Olympischen Som-
merspiele 2016 löst
erneut Jubel aus.
Brasilien ist das erste
südamerikanische
land, in dem die Olym-
piade stattindet.
2010
Rio lanciert das
8 Mrd. R$ schwere Pro-
jekt Porto Maravilha,
das dem alten Hafen
bis zur Olympiade 2016
Museen, Parks, Radwe-
ge und Verbesserun-
gen der Infrastruktur
bringen wird.
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