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Regierung von Rio und Brasilien in den folgenden 80 Jahren verfolgen.
Tatsächlich waren die cortiços (Gemeinschaftsunterkünfte der Bedürf-
tigen) die Brutstätte tödlicher Seuchen wie Pocken, Gelbfieber und Ty-
phus. Weitverbreitete gesundheitliche und sanitäre Probleme lieferten
den Vorwand, um Tausende Baracken zu zerstören. Obdachlos gewor-
den, flohen viele Arme in die Hügel und errichteten dort einige der
ersten Favelas (Elendsviertel). Die Stadt rottete auch Ratten und Mü-
cken aus und installierte eine moderne Kanalisation.
Als Passos seine Amtszeit 1906 beendete, war Rio die Belle-Époque-
Hauptstadt Lateinamerikas. Einzig Buenos Aires konnte mit ihr kon-
kurrieren. Ein Besucher, der die Verwandlung Rios kommentierte, war
der frühere amerikanische Präsident Theodor Roosevelt. Während ei-
nes Aufenthalts in der Stadt im Jahr 1913 bemerkte er, dass sich Rio de
Janeiro seit der Gründung der Republik Brasilien 1889 von einem „ma-
lerischen Pestloch in eine einzigartig schöne, gesunde, saubere und ef-
fiziente moderne Großstadt“ verwandelt habe. ***end sidebar****start boxed text***
Tage des Booms, Reformen &
Repressionen unter Vargas
Gegen Ende des 19. Jhs. sorgten die vielen Einwanderer aus Europa und
dem Inland (vor allem ehemalige Sklaven aus den niedergehenden Kaf-
fee- und Zuckerregionen) dafür, dass die Bevölkerung Rios explodierte.
Zur Jahrhundertwende lebten 800 000 Menschen in der Stadt, von de-
nen ein Viertel im Ausland geboren worden war (São Paulo hatte zum
Vergleich nur 300 000 Einwohner).
Ab den frühen 1920er-Jahren nach den radikalen Veränderungen
durch Passos bis in die späten 1950er erlebte Rio sein goldenes Zeitalter.
Mit der Eröffnung mehrerer prächtiger Luxusferienhotels (1922 das
Glória, 1923 der Copacabana Palace) wurde die Stadt ein romantisches,
exotisches Urlaubsziel der Hollywoodstars und internationalen High
Society und die Copacabana deren Hauptquartier. In mancher Hinsicht
zieht sich Rios fast mythischer Status als tropisches Arkadien durch
seine gesamte Geschichte, doch seinen Ruf als städtisches Eden Latein-
amerikas erwarb es sich in den 1940er- und 1950er-Jahren, als die Welt
Rios Ikone Carmen Miranda kennenlernte.
Auch die Musikwelt erlebte in dieser Periode bedeutende Veränderun-
gen, und Rio begann, sein „Brasilianischsein“ zu feiern. Das einflussrei-
che Werk Herrenhaus und Sklavenhütte ( Casa Grande e Senzala ; 1933)
des Soziologen Gilberto Freyre krempelte die Dinge völlig um, denn es
überzeugte die Brasilianer, die an ihre gemischtrassige Vergangenheit
mit Scham zu denken gewohnt waren, ihr Erbe mit neuen Augen zu se-
hen - ein Vorzug, der sie von anderen Ländern der Welt abhebt.
Peter II. war ein
echter Univer-
salgelehrter
und hatte viele
Interessen - Che-
mie, Philosophie,
Geologie, Poesie,
Anthropologie -,
zudem be-
herrschte er mehr
als ein Dutzend
Sprachen, u. a.
Arabisch und
Sanskrit. Er
korrespondierte
mit zahlreichen
Größen des
19. Jhs., unter
ihnen Richard
Wagner, Alex-
ander Graham
Bell und louis
Pasteur.
1994
Das Projekt Favela-
Bairro ermöglicht
armen Siedlungen in
den folgenden zehn
Jahren den Zugang zu
anständigen Sanitär-
anlagen, Kliniken und
Verkehrsmitteln.
2002
lula wird zum Prä-
sidenten gewählt.
Der frühere Gewerk-
schaftsführer regiert
in der ersten Amtszeit
moderat. Brasilien
gewinnt zum fünften
Mal die Fußball-WM.
2003
lula ruft das Pro-
gramm Bolsa Família
ins leben, das 11 Mio.
der ärmsten Familien
mit Bargeldzahlungen
unterstützt. Es trägt
dazu bei, die Armut
um 27 % zu senken.
2006
Trotz eines Korrupti-
onsskandals in seiner
Partei wird lula wie-
dergewählt. Während
seiner zweiten Amts-
zeit geht der Wirt-
schaftsboom weiter,
lula erfreut sich hoher
Zustimmung.
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