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Gewinner & Verlierer
Nicht jeder profitiert von den Vorbereitungen für
Olympia. Es überrascht kaum, dass auf der Verlie-
rerseite die Bewohner der Favelas stehen. Laut der
Organisation Rio on Watch wurden über 8000 Bra-
silianer umquartiert und wegen der Spiele sind Tau-
sende weitere Zwangsräumungen geplant. Amnesty
International und andere Menschenrechtsverbände
kritisieren die dabei eingesetzten Mittel: Familien
werden vertrieben, während die Polizei mit Pfeffer-
spray gegen Demonstranten vorgeht und Bulldozer
die Häuser im Eilverfahren abreißen.
Doch es sind nicht alle Einwohner der Elendsvier-
tel Verlierer der Maßnahmen. Seit der Vorstellung
des ersten Plans zum Ausbau der Favelas 1994 hat
Rio die Investitionen in seine ärmsten Bezirke er-
höht, was u. a. zu verbesserten sanitären Anlagen,
Transportverbindungen und Gesundheitszentren
führte. Mit der Stationierung fester Polizeiposten
in den Favelas sind die Gemeinden zudem sehr viel
sicherer geworden. Zu den einschneidenden Neue-
rungen zählt das Seilbahnnetz durch den Complexo
do Alemão in der Zona Norte, das sich allmählich
zu einer echten Touristenattraktion entwickelt. Im
Rahmen des Hafenausbaus soll es auf Morro da Pro-
videncia, Rios älteste Favela und einst eine der ge-
fährlichsten, ausgeweitet werden.
Gäbe es nur 100 Ein-
wohner in Rio, wären ...
53
weiß
33
gemischter Abstammung
12
schwarz
2
anderer Abstammung
Glaubensrichtungen
(% der Bevölkerung)
53
24
Gesellschaftliche Fortschritte
Außerdem erzielte Rio Fortschritte in den Berei-
chen Sicherheit und Korruptionsbekämpfung. 2008
wurde die lei seca verabschiedet: Das Gesetz zur
Null-Promille-Grenze im Autoverkehr reduzierte die
Zahl der Toten und Verletzten auf den Straßen. Im
Rahmen der Korruptionsbekämpfung wurden 2011
über 30 Beamte wegen des Verdachts auf Kontakt zu
Drogenhändlern festgenommen. José Mariano Belt-
rame, Rios Minister für innere Sicherheit und einer
der Architekten des Favela-Befriedungsprogramms,
hat den Kampf gegen korrupte Polizisten zur Prio-
rität erklärt.
römisch-katholisch
evangelisch
22
1
andere Richtungen
spiritistisch
Einwohner pro km
Feierlaune
Trotz der großen Veränderungen im Land spürt man
in Brasilien nach wie vor die ungezügelte Lebens-
lust. Auf den ansteckenden Partygeist spielte Prinz
Harry bei seinem Besuch 2012 mit den Worten „Alles
in Rio löst Lust aus zu tanzen“ an. Angesichts der
vollen Stadtkasse und Olympia vor der Tür hat die
Partylaune tatsächlich den Siedepunkt erreicht, so
besuchten 2013 geschätzte rekordverdächtige 5 Mio.
Besucher die fast 500 Karnevalsumzüge der Stadt.
RIO
BRASILIEN
≈ 25 Personen
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