Travel Reference
In-Depth Information
InSIDerWISSen
DIE TANZHALLEN VON EINST CARMEN MICHAEL
Wer sich für brasilianische Musik und Tänze interessiert, sollte seine Tanzschuhe
polieren und sich in eine der gafieiras genannten altmodischen Tanzhallen begeben.
Ursprünglich in den 1920er-Jahren für die einfachen Arbeiter der Stadt eingerichtet,
ziehen sie heute eine bunte Mischung aus Musikern, Tänzern, malandros (Trickbetrü-
gern) und natürlich der Schickeria aus der Zona Sul an. Modern und cool wirken sie
nicht. Meistens sind die gafieiras wunderbar altmodische Ballsäle in alten Kolonialge-
bäuden in Lapa, in denen Kellner in Fliege bei dezentem, warmem Licht eiskaltes
cerveja (Bier) servieren. Selbst wenn das Ganze anfangs sehr förmlich wirkt, verwan-
delt es sich normalerweise bald in eine wilde brasilianische Nacht.
Bevor die gafieiras entstanden, fand der soziale Austausch der einzelnen Bevölke-
rungsgruppen in ganz unterschiedlichen Sphären statt, sei es Oper und Tango für die
Europäer oder der Straßen- choro (romantischer, intimer Samba) für die Afrikaner.
Die Tanzhallen waren die Antwort auf ein soziales Bedürfnis und entsprachen der
Politik der Zeit. Schnell entwickelten sie sich zu Orten, an denen sich schwarze und
weiße Musiker und Gäste mischen und eine neue Musik hervorbringen konnten. In
den gafieiras verwandelten sich die improvisierten choros in Big-Band-Klänge, und
ein neuer brasilianischer Musikstil wurde geboren. Die besten und ältesten Tanzhal-
len sind das Democráticus (S. 147), das mittwochs ein junges, modebewusstes Bo-
heme-Publikum anzieht, und die Estudantina Musical (S. 136) an der Praça Tiraden-
tes, die von Freitag bis Sonntag geöffnet ist.
Das tänzerische Niveau in Brasilien ist überragend: Paare, die in Europa als professi-
onelle Tänzer gelten würden, gleiten hier unbemerkt über die Tanzfläche. Obwohl in Rio
meist alles erlaubt ist, nutzen die cariocas die Gelegenheit, sich ein wenig herauszuput-
zen, weshalb man etliche schöne Kleider und elegante Schuhe zu sehen bekommt. Von
den anderen Tänzern sollte man sich auf keinen Fall abschrecken lassen. Im Gegensatz
zu Buenos Aires, wo der Tango nur etwas für Experten ist, gehen die Brasilianer mit
Anfängern auf der Tanzfläche ziemlich entspannt um. Für Alleinreisende sind die gafiei-
ras großartige Orte, um einigen faszinierenden Einheimischen zu begegnen und ein
paar Tanzschritte zu lernen. Man tanzt einfach am Rand mit und beobachtet dabei aus
der Nähe, wie die Schritte funktionieren; eine Frau wird ohnehin kaum lange warten
müssen, bis sie zum Tanz aufgefordert wird. Alternativ kann man Tanzunterricht neh-
men, wo man vielleicht andere Anfänger trifft, mit denen man tanzen gehen kann. Meh-
rere Einrichtungen bieten Unterricht in Gruppen oder Privatstunden an.
beljaukroketten) oder feijoada (für 2 Pers.
50 R$) Wein und Sangria trinkt.
chenende, wenn sich Jung und Alt an den
wenigen Stehtischen, an der Bar und auf
dem Bürgersteig drängen.
GOYA-BEIRA BAR
(Karte S. 258 f.; % 2232-5751; Largo das Neves 13,
Santa Teresa; h So‒Do 18‒24, Fr & Sa bis 2 Uhr)
Das kleine, aber charmante Lokal ist mit
seinem friedlichen Blick auf den Largo das
Neves eines der Juwelen Santa Teresas. Be-
sitzerin Rose Guerra bereitet verführeri-
sche cachaça -Drinks, Pizzas und Appetizer
zu. Am Wochenende ist am meisten los.
BOTECO DO GOMES BOTECO
(Karte S. 258 f.; % 2531-9717; Rua do Riachuelo 62,
Lapa; h 7‒1 Uhr) Mit seinen Backsteinwän-
den, den Art-decó-Lampen und den geka-
chelten Böden versprüht dieser boteco in
La pa einen gewissen altmodischen Charme.
Hierher kommen viele Musiker, Studenten
und andere Bewohner der Gegend, die sich
auf einen schnellen Drink an den Stehti-
schen vor dem geräumigeren Speisebereich
hinten treffen.
BAR DO GOMES BOTECO
(Karte S. 258 f.; % 2232-0822; Áurea 26, Santa Te-
resa; h Mo‒Sa 12‒24, So bis 22 Uhr) Auf dem
Schild steht zwar „Armazém do São Thia-
go”, doch alle nennen die einfache kleine
Kneipe nur Bar do Gomes. Sie ist seit Lan-
gem ein beliebter Treff, besonders am Wo-
BOTEKO DO JUCA BOTECO
(Karte S. 258 f.; % 2242-5372; Av Mem de Sá 95,
Lapa; h 12‒2 Uhr) Die Bar im klassischen Stil
ist eine Säule der trinkfesten Ausgehszene
Search WWH ::




Custom Search