Travel Reference
In-Depth Information
der ZweIte prager fenstersturZ
Nach dem Tod Rudolfs II. verlegte sein
Bruder Mathias den Hof nach Wien.
Unter den böhmischen Protestanten,
die sich von Mathias gedemütigt fühl-
ten, bildete sich eine radikale Gruppie-
rung. Am Morgen des 23. Mai 1618
besetzten die protestantischen Stände
die verwaiste Burg und warfen drei
habsburgisch-katholische Statthalter
kurzerhand „nach alttschechischem
Brauch“ aus dem Fenster in den mehr
als 16 m tiefen Burggraben. Alle über-
lebten, weil sie auf einen Misthaufen
fielen. Als sich die Nachricht vom Fens-
tersturz verbreitete, brandschatzte das
Volk wieder einmal Kirchen und Klös-
ter und plünderte in der Judenstadt.
Der Prager Fenstersturz führte zu ei-
ner langen Periode von Kriegen. Im
Sommer 1619 bildeten die böhmischen
Städte einen Bund aller Feinde Habs-
burgs. Ferdinand (Nachfolger von Ma-
thias) wurde förmlich abgesetzt und
die Stände boten die Krone dem deut-
schen Calvinisten Kurfürst Friedrich
von der Pfalz an. Friedrich zog mit sei-
ner Frau 1619 in das jubelnde Prag ein
und wurde im Veitsdom gekrönt. Aber
nur einige Monate später wurde der
„Winterkönig“ von Maximilian von
Bayern in der Schlacht auf dem Wei-
ßen Berg (1620) besiegt und aus Böh-
men verjagt. Das Schicksal Böhmens
war für Jahrhunderte besiegelt. Pro-
testanten wurden enteignet, nichtka-
tholische Geistliche mussten das Land
verlassen. 1624 wurde Böhmen zu ei-
nem habsburgischen Erbland.
Farbfenster, durch das flirrende Licht-
strahlen auf den Chor fallen, stammt
von Alfons Mucha.
Turniere statt. Damit die Ritter auf ih-
ren Pferde einreiten konnten, wurde
eine breite Treppe mit flachen Stufen
errichtet. Heute finden im Wladislav-
Saal Präsidentenwahlen statt. Vom
Saal aus betritt man die Böhmische
Kanzlei, Schauplatz des Zweiten Pra-
ger Fenstersturzes.
Ô alter Königspalast (starý
KráloVsKý palác) **
[e5]
Den dritten Burghof schließt im Osten
der Alte Königspalast ab. Vom 11. bis
zum 16. Jh. wohnten in ihm die böhmi-
schen Herrscher. Der Wladislav-Saal
von Benedikt Ried (Anfang 16. Jh.) ist
der großartigste säkuläre Raum des
Mittelalters nördlich der Alpen. In die-
ser Größe (62 m lang, 16 m breit und
13 m hoch) wurde vorher noch nie ge-
baut. Im Saal fanden Krönungen und
Õ hl. georgKirche
(baziliKa sV. JiŘí) **
[e5]
Die rote Georgskirche vom Anfang
des 10. Jh. ist der am besten erhalte-
ne romanische Bau in Prag.
Über den Arkadengang zwischen
Königspalast und Oratorium des
Doms führt der Weg weiter zum Ge-
orgsplatz in der Mitte der Burganlage.
Die Sarkophage einer Reihe von Herr-
schern des Přemysliden-Geschlechts,
Reste von Fresken aus dem 13. Jh.
und die Krypta aus dem 12. Jh. mit
Der monumentale Veitsdom ist
auch die letzte Ruhestätte der böhmi-
schen Herrscher
Search WWH ::




Custom Search