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Ó VeitsDom
(KateDrála sV. Víta) *** [e5]
Parléř (1352-1399) aus Schwäbisch
Gmünd, dessen Vater bereits am Köl-
ner Dom gearbeitet hatte. Parléř ar-
beitete innovativ mit Streberippen
und neuartigen Netzgewölben und
kooperierte eng mit Malern und Bild-
hauern. Seine ganze Sippe aus Söh-
nen, Brüdern und Neffen war am Bau
beteiligt. Bis zu seinem Tod gestalte-
te Parler einen Großteil des Ostschiffs
mit dem Chor und einen Teil des Glo-
ckenturms mit der Goldenen Pforte,
durch die man im Mittelalter die Kir-
che betrat. In den folgenden Jahr-
hunderten wurden die Bauarbeiten
immer wieder unterbrochen - Krie-
ge, Plünderungen, Brände und auch
das Desinteresse der Habsburger wa-
ren die Ursachen. Sein heutiges Aus-
sehen bekam der Dom 1873-1929,
als das Werk endlich abgeschlossen
wurde. Aus dieser Zeit stammen das
Es mag erstaunen, dass eine Gesell-
schaft, die nicht viel auf den Glauben
gibt, gerade eine Kirche für eines ih-
rer nationalen Symbole hält. Aber in
der Kathedrale liegen böhmische Kö-
nige, auch der Schutzpatron des Lan-
des begraben.
Unter den Kronjuwelen im Dom ist
die Wenzelskrone, die von Kaiserin
Maria Theresia herablassend als „Nar-
renhäubl“ bezeichnet worden ist. Die
böhmischen Patrioten befanden das
für unverzeihlich und jagten Jahrzehn-
te später die Habsburger zum Teufel.
Der erste Domarchitekt war der Fran-
zose Matthias von Arras, der sich von
den Kathedralen seiner Heimat ins-
pirieren ließ. Nach seinem Tod über-
nahm die Bauleitung der geniale Peter
der streIt um den VeItsdOm
Man möchte meinen, ein Dom gehö-
re der Kirche. In Tschechien aber ist
das anders. Der Streit zwischen Kir-
che und Staat über die Eigentumsrech-
te an der bekanntesten Kirche des Lan-
des sorgt seit Jahren für Schlagzeilen.
Kathedrale und umliegende Gebäu-
de wurden 1954 von der kommunisti-
schen Regierung unter staatliche Ver-
waltung gestellt, Priester und Mönche
verfolgt oder gar in Gefängnisse und
Arbeitslager verschleppt. Unvergess-
lich bleiben die Worte von Kardinal
František Tomášek, der bei der Mes-
se anlässlich der Heiligsprechung von
Agnes von Böhmen am 25. November
1989 sagte: „Ich und die ganze Kirche
stehen auf der Seite des Volkes.“ Acht
Tage davor hatte die Samtene Revolu-
tion begonnen, die schließlich zum Fall
des Kommunismus führte. Im Dezem-
ber 1989 zelebrierte Tomášek zur Ein-
führung von Václav Havel ins Präsi-
dentenamt einen Gottesdienst. Aber
die Harmonie täuschte. Als die katholi-
sche Kirche die Rückgabe ihres enteig-
neten Eigentums verlangte und vor Ge-
richt auch Recht bekam, waren nicht
nur die meisten Politiker, sondern
auch ein großer Teil der tschechischen
Öffentlichkeit dagegen. Sie meinten:
Die Kathedrale ist Eigentum des Vol-
kes. Laut Urteil des Obersten Gerichts-
hofes sollte die Kathedrale in den Hän-
den des Staates bleiben. Doch die Kir-
che ging in Berufung. 2008 einigten
sich beide Seiten nach 15 Jahren Streit
auf eine gemeinsame Verwaltung des
Veitsdoms. Der Konflikt scheint beige-
legt zu sein. Vorerst.
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