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In das Stadtbild fügen sich elegante
Geschäftsstraßen, mittelalterlich an-
mutende Plätze und Gassen, ruhige
Flussinseln und grüne Parks ein. Wür-
de man die Attraktivität einer Stadt
an der Zahl ihrer Besucher messen,
müsste sich Prag Städten wie Paris,
London oder Rom geschlagen geben.
Aber unbestritten ist die tschechische
Hauptstadt die Schöne Europas. Die
Stadt präsentiert sich zwei Jahrzehn-
te nach der politischen Wende als
aufstrebende Metropole mit Hoch-
schulen, Theatern, Museen, Indust-
rie, Banken und Konsumtempeln.
Das mystische Prag hat sich in das
Gedächtnis Europas tief eingeschrie-
ben. Der Golem, geschaffen aus
Lehm, um die jüdische Gemeinde vor
Unheil zu schützen, ist aber wie das
ganze mystische Prag eine Erfindung
reisender Schriftsteller und Roman-
tiker des 19. Jahrhunderts. Golems
angeblichen Schöpfer Rabbi Löw gab
es dagegen wirklich, aber er war kein
mystischer Kabbalist, sondern ein
nüchterner Gelehrter. Autoren wie
Gustav Meyrink und Leo Perutz ha-
ben das Bild vom mystischen Prag ge-
prägt, das eng verbunden ist mit dem
melancholischen Herrscher Rudolf II.,
der Kunst und Wissenschaft förderte
und den alchimistischen Künsten zu-
getan war.
Für literarisch interessierte Besu-
cher ist Prag vor allem die Stadt von
Kafka. Die Tourismusindustrie hat
Franz Kafka zum Marketingartikel ge-
macht: Sein Bild ziert Ansichtskarten,
Tassen und T-Shirts. Aber seine Stadt,
das Prag der Tschechen, Juden und
Deutschen, gibt es nicht mehr. In das
bunte Stadtbild passt auch die düste-
re Golemfigur nicht mehr, sie wurde
in die Souvenirläden verbannt - auch
wenn einige noch heute in den nächt-
lichen Gassen nach ihm suchen oder
alles Im fluss
Prag liegt zentral im westlichen
Tschechien, an der Moldau im Pra-
ger Becken. Der Fluss teilt die Stadt
auf einer Länge von 31 km. Die Kon-
trolle über die Moldau und die Han-
delsstraße war für die früheren Herr-
scher Prags von existenzieller Bedeu-
tung. In den Anfängen entwickelten
sich zwei Machtzentren: Westlich
der Moldau liegt die Burg Ò , öst-
lich davon der Vyšehrad 5 , beide
im frühen Mittelalter Fürstensitze.
Nach der Altstadt (10. Jh.), der ers-
ten und bedeutendsten Niederlas-
sung, entstanden Neustadt, Kleinsei-
te und Hradschin, die mit insgesamt
40.000 Einwohnern zu den größten
Städten im mittelalterlichen Europa
gehörten. Erst 1784 wuchsen sie zur
kaiserlich-königlichen Stadt zusam-
men. Für die Prager spielte die Mol-
dau immer eine wichtige Rolle. Sie
inspirierte Dichter und Schriftstel-
ler. Bedřich Smetana schuf ihr im
gleichnamigen Satz seiner sympho-
nischen Dichtung „Mein Vaterland“
ein musikalisches Denkmal, das für
das tschechische Ohr wie eine zweite
Nationalhymne klingt. Die Moldau
zeigt zuweilen aber auch ein bedroh-
liches Gesicht, so 2002, als sie wäh-
rend des schlimmsten Hochwassers
in der Geschichte der Stadt Altstadt
und Kleinseite überflutete.
Altstädter Ring bei Nacht
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