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Schon lange vor 1361, als die Norwe-
ger der Hanse offiziell den Handel mit
den Färöer-Inseln erlaubten, dürften
Hanseschiffe regelmäßig auf den Fä-
röer gelandet sein. Häufige Missernten
wegen der schlechten klimatischen Be-
dingungen und die Baumlosigkeit der
Inseln führten dazu, dass die Färöer vie-
le Waren des täglichen Bedarfs wie Ge-
treide und Holz im Tauschhandel gegen
Wolle importieren mussten: „Ull er
føroyar gull“ - „Wolle ist das Gold der
Färöer“.
Die Personalunion Norwegens mit
Dänemark im Jahr 1380 blieb für die
Färöer zunächst ohne Auswirkungen.
Im 16. Jahrhundert überfielen mehrfach
englische, irische, französische und so-
gar türkische Piraten die Inseln. Die Be-
wohner flohen von der Küste in die Ber-
ge und errichteten dort befestigte Zu-
fluchtstätten.
In der Reformationszeit wurde Nor-
wegen 1535 protestantisch. Drei Jahre
später ließ der regierende dänische Kö-
nig Christian III. die Bischöfe der Färöer
absetzen und alle Kirchengüter säkula-
risieren. Über die Hälfte des Landes,
das weiterhin abgabepflichtige Pächter
bewirtschafteten, wurde so zum „Kö-
nigsland“ (kongensland). Dieser Besitz
durfte nicht geteilt oder verkauft wer-
den. Geschwächt durch die Wirren der
Reformation konnte die Krone ihre Be-
sitzungen kaum noch verwalten, ge-
schweige denn weiterentwickeln. Seit
1520 und mit Unterbrechungen bis
1665 hatten deshalb Hamburger Kauf-
leute das Handelsmonopol mit den
Färöer-Inseln inne. Sie zogen im Namen
der dänischen Krone auch die Abgaben
ein. Die freien Bauern mussten ihr Land
immer weiter zerteilen und die Parzel-
len an neue Besitzer verkaufen, um die
hohen Abgaben bezahlen zu können.
1579 erhielt der Färinger Magnus Hei-
nason für vier Jahre das Handelsrecht.
In dieser Zeit ließ er zur Abwehr der Pi-
raten in Tórshavn die Schanze Skansin
erbauen und ein Schiff mit Kanonen
ausrüsten. Wegen angeblicher Unter-
stützung der Piraten wurde Magnus
Heinason 1589 in Kopenhagen hinge-
richtet. Heute gilt der Färöer jedoch als
Nationalheld.
Die Ausbeutung der färöischen Be-
völkerung durch die Hamburger Kauf-
leute nahm immer schlimmere Aus-
maße an. Ausbleibende Warenlieferun-
gen wegen des dänisch-schwedischen
Krieges (1657-1669) und eine nach-
lassende Nachfrage nach färöischer
Wolle verschlechterten die wirtschaftli-
che Lage der Inseln zusätzlich. Der
Hamburger Christoffer von Gabel, der
nie selbst färöisches Land betreten hat-
te, brachte schließlich durch Ämter-
missbrauch und Korruption die Wirt-
schaft der Färöer völlig zum erliegen.
Diese, laut Aussagen von Färöern, „be-
drückendste Phase der färöischen Ge-
schichte“ endete 1708 mit der Über-
nahme des Handels durch Dänemark.
Doch auch während der Zeit der In-
dustrialisierung auf dem europäischen
Festland blieben die Färöer „vergesse-
ne Inseln“. Unter dem dänischen Kauf-
mann Niels Ryberg begann 1767 eine
20-jährige Phase des unkontrollierten
„Freihandels“: Die Färöer und insbeson-
dere Tórshavn wurden eine Basis für
Schmuggler.
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