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vögel und deren Eier. Dafür ereigneten
sich andere Katastrophen: Im 18. Jahr-
hundert soll die Insel zunächst von ei-
ner Seuche heimgesucht worden sein,
die fast die gesamte männliche Bevöl-
kerung dahinraffte. Die überlebenden
Männer wollten auf dem Festland Ver-
stärkung holen und kamen bei der stür-
mischen Bootsfahrt ums Leben. Nur der
Gemeindeseelsorger überlebte.
Eine Kuriosität der Insel ist die Liebe
ihrer Bewohner zum Schach. Davon
wusste bereits Daniel Willard Fiske,
Freund von Mark Twain und damals
bester Schachspieler in den USA. Da er
die Insel lieben gelernt hatte, wurde er
zum Gönner ihrer Bewohner. Zuerst er-
hielt jeder Hof von ihm ein Marmor-
Schachspiel. Später finanzierte er eine
Schule und eine Bibliothek. Als der edle
Spender 1904 starb, vermachte er den
Inselbewohnern außerdem einen Teil
seines Vermögens. Die Liebe der Be-
wohner zum Schachspiel glüht heute
nur noch ein wenig im Verborgenen.
Nach außen sind andere Leidenschaf-
ten sichtbar geworden, die es überall
gibt: Fußball, Autos, Fernsehen …
Verlief die Entwicklung auf der Insel
anfangs etwas langsamer - hier gibt es
erst seit Ende des Zweiten Weltkriegs
Strom - so konnte sie inzwischen auf-
holen. Mit dazu beigetragen hat der
Fischreichtum des umliegenden Mee-
res. Ein Beweis der Superlative war
1957 der Fang des 25 kg schweren
„Grímsey-Lachses“. Immer wieder sieht
man auf der Insel Stockfisch-Trockenge-
stelle, ebenfalls Hinweise auf die Be-
deutung des Fischfangs. Auch der Tou-
rismus trägt zum Wohlergehen der In-
sel bei. Der „Polarkreis“ zieht die Touris-
ten magisch an. So konnte in letzter
Zeit ein neues Freibad gebaut werden.
Parabolantennen erlauben den Emp-
fang von Satelliten-TV. Die Bewohner
von Grímsey besitzen mehr als ein Dut-
zend Autos, obwohl es nur 3 km Straße
auf der Insel gibt.
Knapp 100 Personen leben auf
Grímsey, vor allem im Westteil der In-
sel. Básar liegt auf 66°33' nördlicher
Breite und ist damit die nördlichste
Siedlung Islands. Seitdem 1988 eine
Schafseuche grassierte, gibt es auf der
Insel keine Schafe mehr. Selbst die Hal-
tung von Hunden und Katzen ist nicht
erlaubt.
Auch in Sandvík, dem zweiten Ort
der Insel, leben - wie wir richtig vermu-
ten - die meisten Bewohner vom Fisch-
fang. In dem kleinen Nest steht eine
Kirche, deren Besuch sich lohnt; wei-
terhin ein Pfarrhaus, eine Schule, eine
Bibliothek, eine Post, ein Freibad und
ein kleiner Laden, in dem man auch ein
Souvenir erstehen kann. Touristen kön-
nen ein „Polarkreis-Zertifikat“ vom Ge-
meindevorsteher bekommen, das den
Besuch dieses nördlichen Eilands und
die Überquerung des Polarkreises be-
stätigt.
Auf dem Flugplatz der Insel kann man
auf einem Richtungsanzeiger die Ent-
fernungen zum Rest der Welt studie-
ren: 325 km sind es bis Reykjavík,
1949 km nach London, bis Moskau
3103 km, nach New York 4445 km,
Tokio ist 8494 km entfernt, und Sydney
ist 16.317 km weit weg.
Wer die Insel kennen lernen möchte,
sollte sich einige Stunden Zeit dafür
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