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Pommes frites (franskar) und auch Piz-
zas haben - was die Menge des Ver-
zehrs angeht - die traditionelle Küche
längst überholt.
Bei den Fischgerichten dominieren
Schellfisch (ýsa) , den es auch häufig in
den Läden zu kaufen gibt, Heilbutt
(lúða) und Dorsch (þorskur) . Während
der Fangzeiten werden Lachs (lax) und
Forelle (silungur) angeboten. Frischen
Lachs erhält man von Mai bis Septem-
ber; er wird geräuchert (reyktur), ge-
kocht (soðinn) oder gebeizt (gravað)
verzehrt. Geräucherte Forellen vom
Mývatn schmecken besonders „herz-
haft“, werden sie doch über getrockne-
tem Schafsdung geräuchert. Isländische
Krabben (rækja) sind eine besondere
Spezialität.
Ein für unseren Gaumen eher unge-
wöhnliches „Fischgericht“ ist Trocken-
fisch. Harðfiskur ist luftgetrockneter,
leicht gesalzener Fisch in unterschiedli-
chen Sorten, der vakuumverpackt in Su-
permärkten verkauft wird. In Wasser ge-
kocht ergibt er eine vorzügliche Fisch-
suppe; man kann den kräftig riechen-
den Fisch aber auch in kleine Stücke ge-
schnitten mit einem Butterbrot essen.
Allgemein schmeckt der Trockenfisch
umso herzhafter, je mehr seine Farbe
von Weiß zu Gelb tendiert. Diese tradi-
tionelle Speise hat ihren Ursprung in
dem einst kargen und entbehrungsrei-
chen Leben der Menschen hier, die
über keine andere Möglichkeit der
Fischkonservierung verfügten. Stock-
fisch ist Fisch, der geköpft, ausgenom-
men und gesäubert auf hölzernen
Trockengestellen durch Wind und Son-
ne acht bis zwölf Wochen lang getrock-
net wird. Die leicht im Wind pendeln-
den Stockfische erklingen beim genau-
en Hinhören in leisen Tönen - ein
„Fischkonzert“, hervorgerufen durch
die aneinander reibenden Körper.
Stockfisch kann man nach „Eskimoart“
roh essen, indem man ihn ein wenig
weich klopft und kaut. Weicht man den
Trockenfisch in Wasser ein und schnei-
det ihn in kleine Stücke, kann daraus
ebenfalls eine schmackhafte Fischsup-
pe entstehen.
Hákarl - fermentierter Hai - ist die
wohl traditionellste „Speise“ der Islän-
der. Der „Gammelhai“ dürfte wohl
nicht jedermanns Geschmack sein. Der
dafür verwendete Grönland- oder Eis-
hai ist eigentlich ungenießbar. Da der
Fisch keine Nieren hat, lagert er giftige
Stoffwechselprodukte wie Ammoniak
in seinem Fleisch ab. In der Not fanden
die Isländer jedoch einst eine Metho-
de, sein Fleisch genießbar zu machen.
Früher zerteilte man das Fleisch des
Hais in kleine Stücke, die in Fässern
eingelegt für einige Monate im Boden
vergraben wurden. Heute lagert man
das Fleisch in Holzkisten. Etwa sechs
Wochen lang verrottet das Fleisch da-
rin vor sich hin, wobei der scharf rie-
chende Ammoniak freigesetzt wird.
Anschließend wird das fermentierte
Fleisch an der Luft getrocknet, bis sich
eine feste braune Außenhaut gebildet
hat. Darunter ist das Fleisch weich und
gelblich-weiß, etwa wie ein Stück ural-
ter Romadur-Käse. Zerkaut man ein
Stück Hákarl, werden, wie die Isländer
sagen, Kopf und Geist gereinigt. Ähn-
lich wie bei scharfem Meerrettich zieht
ein „frisches Kratzen“ durch den Kopf
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