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Der Staatsarchitekt Guðjón Samúels-
son erhielt 1937 den Auftrag, die Pläne
für die Kirche anzufertigen. Von ihm
stammen auch die Baupläne für das
Hauptgebäude der Universität, das Na-
tionaltheater, die katholische Kirche in
Reykjavík und für die Hauptkirche in
Akureyri. Bestandteil von Guðjóns Bau-
stil war es - wie auch bei anderen Archi-
tekten in den nordischen Ländern dieser
Zeit -, nationale Elemente miteinzube-
ziehen. Eine Verbindung zwischen der
isländischen Naturlandschaft und der
Architektur sollte dabei hergestellt wer-
den. Für den Bau wurden heimische Ma-
terialien wie Basalt verwendet. Die Hall-
grímskirche sollte außerdem die Land-
schaft Islands symbolisieren: Die Außen-
fassade stellt geometrisch angeordnete
Basaltsäulen dar, der hohe, neugotische
Innenraum steht für die immense, karge
Weite des Landes, das weiße Interieur
der Kirche soll an Gletscher erinnern. Es
war zu erwarten, dass dieses Gebäude
nicht nur Befürworter fand. Doch konn-
ten sich die Gegner nicht durchsetzen,
und mit dem Bau wurde 1947 begon-
nen. Erst 1974 allerdings waren der Turm
und die Kirchenflügel fertig gestellt.
Waren die Gottesdienste in Ermange-
lung eines anderen Raumes zunächst im
Keller abgehalten worden, stand von
1974 an ein würdigerer Raum zur Verfü-
gung. Es dauerte aber noch einmal zwölf
Jahre, bis das Hauptschiff 1986 geweiht
wurde, gerade noch rechtzeitig zur 200-
Jahr-Feier der Stadt. Die Glasarbeiten in
den Eingangsportalen stammen von Lei-
fur Breiðfjörð. Einar Jónsson schuf 1948
die Statue am Taufbecken. Sie stellt
Christus dar, der mit seiner Taufe den
heiligen Geist empfängt, und ist ein Ge-
schenk des Künstlers. Auch die kleine
Statue rechts vom Eingang stammt von
Jónsson. Sie erinnert an den Namensge-
ber der Kirche. Gegenüber befindet sich
eine Ausgabe der ersten isländischen Bi-
bel, die 1584 in Hólar gedruckt wurde.
60 % der Baukosten wurden von der
Stadt getragen, die restlichen 40 % ka-
men durch Spenden aus dem In- und
Ausland, von staatlichen und privaten
Gebern zusammen.
Mit der Fertigstellung der Kirche wa-
ren die Arbeiten aber noch lange nicht
abgeschlossen. Das vorläufige Taufbe-
cken musste ersetzt, die Fenster sollten
durch solche aus Bleiglas ausgetauscht
werden, wobei die lichte Atmosphäre
des Raumes jedoch nicht verloren ge-
hen sollte. 1990 bekam der Orgelbauer
Klais aus Bonn den Auftrag, eine neue
Orgel zu bauen. Eine groß angelegte
Spendenaktion war vorausgegangen.
Die Gemeinde der Hallgrímskirche
zählt etwa 6000 Personen. Außer den
Gottesdiensten, die am So um 11 Uhr,
im Winter auch um 17 Uhr, Di 10.30 Uhr
und in der Fastenzeit jeden Mittwoch
um 20.30 Uhr stattfinden, gibt es noch
eine Vielzahl von kulturellen Aktivitäten
in der Kirche. Ausstellungen und Auf-
führungen finden hier statt. Der Motet-
ten-Chor der Hallgrímskirche ist einer
der besten des Landes und fand bei sei-
nen Konzertreisen und Aufnahmen be-
reits internationale Anerkennung. Orgel-
musik kann man Do und So um 12 Uhr
hören, Orgelkonzerte finden So um
20.30 Uhr statt (800 ISK).
Die Kirche dient aber nicht nur als
geistliches und kulturelles Zentrum, son-
dern ist auch ein Orientierungspunkt in
der Stadt. Gleichzeitig lädt sie den Besu-
cher ein, kurz innezuhalten und zur Ru-
he zu kommen.
Der Turm der Kirche ist täglich von 9
bis 18 Uhr geöffnet, der Aufzug kostet
350 ISK für Erwachsene und 50 ISK für
Kinder.
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