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den Einheimischen aufgesucht werden.
Ein unscheinbares, ausgebleichtes
Holzschild, auf welchem das kaum
noch lesbare Wort „laug“ steht, hat
auch uns schon ein paar Mal zu einer
warmen Quelle geführt, die uns unver-
gessliche Badefreuden bescherte.
Die Thermalgebiete werden anhand
der in 1000 m Tiefe herrschenden Tem-
peratur in Hochtemperaturgebiete
(Temperatur über 200 °C) und Tief-
temperaturgebiete (Temperatur unter
200 °C) unterteilt. Die etwa 25 isländi-
schen Hochtemperaturgebiete liegen
alle in den aktiven Vulkanzonen entlang
des Zentralgrabens. Hoch- und Tief-
temperaturgebiete sind auch für den
Laien leicht zu unterscheiden: In Hoch-
temperaturgebieten „kocht der Teufel
sein Süppchen“. Das Wasser dampft,
zischt und spritzt aus zahlreichen Öff-
nungen. Beim Atmen beißen Schwefel-
dioxid und Chlorwasserstoff in der Na-
se, und überall stinkt es „dezent“ nach
fauligen Eiern. Wo der Grundwasser-
spiegel hoch ist, mischt sich der heiße
Dampf mit dem kalten Wasser und lässt
die typischen Schlammpötte entste-
hen, in denen ein grauer, kochender
Brei aus Wasser und Gestein blubbert
und spritzt. In den Schlammpötten hat
sich das Wasser mit Schwefel- und Salz-
säure vermischt und das vulkanische
Gestein zu grauem Montmorillonit und
Kaolinit zersetzt. Die Säuren entstehen
durch die Oxidation des Schwefelwas-
serstoffs bzw. aus dem Chlorwasser-
stoff.
Typisch für Hochtemperaturgebiete
sind Fumarolen, Solfataren und Mo-
fetten, aus denen die vulkanischen Ga-
se vermischt mit Wasserdampf austre-
ten. In Fumarolen sind diese ätzenden
Gase in der Tiefe bis über 1000 °C
heiß. Sie sind ein Zeichen dafür, dass
hier der Vulkan nur ruht und jederzeit
wieder ausbrechen kann. In der Umge-
bung dieser zischenden Dampfaustritte
bilden sich Krusten aus weißen Silika-
ten, Carbonaten und Alkalichloriden,
leuchtendgelbem Schwefel, braunen Ei-
sensalzen und grünen kupferhaltigen
Verbindungen. Aus Solfataren treten
die gleichen Gase aus, nur sind diese
mit einer Temperatur von höchstens
400 °C wesentlich kälter. Solfataren
sind nach der bei Neapel gelegenen
Dampfquelle Solfatara benannt. Aus
dem Italienischen stammt übrigens
auch die Bezeichnung „Vulkan“, abge-
leitet von der Liparischen Insel Vulcano
im Tyrrhenischen Meer.
Mofetten sind in Island selten. Hier
tritt bis zu 150 °C heißes, geruchsloses
Kohlendioxid aus. Da dieses Gas
schwerer als Luft ist, sammelt es sich in
Bodensenken. In afrikanischen Vulkan-
gebieten, wie den Virunga-Vulkanen in
Zaire, ersticken immer wieder Tiere in
solchen Senken; beim Austritt einer
großen Kohlendioxid-Wolke 1986 beim
Nyos-See in Kamerun starben 1700
Menschen und deren Vieh, als sich das
Gas in ein tiefer gelegenes Tal ergoss.
Die bekanntesten Hochtempera-
turgebiete Islands sind Reykjanestá im
äußersten Südwesten der Halbinsel
Reykjanes, die „Blaue Lagune“ bei
Svartsengi nördlich von Grindavík, die
Dampfquelle Austurengjahver bei Krí-
suvík südlich von Reykjavík, Námaskarð
(Námafjall) und Krafla nordöstlich des
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