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Am 8. Juni 1783 um 9 Uhr morgens
reißt südwestlich des Bergs Laki die Er-
de auf. Aus einer langen Spalte fließt
dünnflüssige Lava aus, und unter ho-
hem Druck entweichen heiße Gaswol-
ken mit ohrenbetäubendem Lärm. Das
glühende Gestein strömt in das nahege-
legene Tal der Skaftá und begräbt zwei
Kirchen und 14 Bauernhöfe unter sich.
Am 29. Juli reißt nordöstlich von Laki ei-
ne weitere Spalte auf; die Lava fließt in
das Tal des Hverfisfljót. Als die Eruptio-
nen im Februar 1784 aufhören, ist eine
25 km lange Spalte entstanden, in der
115 kleine Krater wie Perlen an einer
Kette aufgereiht sind. Die kleinsten Kra-
ter sind nur wenige Meter hoch, die
größten bis zu 100 m.
Die stärksten Vulkanausbrüche im
letztem Jahrhundert waren 1947, 1970
und 1991 die Eruptionen der Hekla,
1961 die der Askja; 1963 bis 1967
tauchte die Insel Surtsey aus dem Meer
auf, 1973 entstand der Eldfell auf Hei-
maey; 1984 riss am Leirhnjúkur eine
10 km lange Spalte auf, und beim Aus-
bruch des Vulkans Gjálp bei Bárðar-
bunga im Oktober 1996 stand über
dem Eis des Vatnajökull eine 10 km ho-
he Wolke aus Asche und Wasserdampf.
Nach geologischen Berechnungen
sind zwischen 1500 und 1900 n. Chr.
auf dem Festland und dem Meeresbo-
den rund um Island insgesamt 16 Mil-
lionen km³ Lava ausgeflossen. Dies
entspricht einem Drittel aller in diesem
Zeitraum entstandenen Lavaausflüsse
der Erde. Obwohl durchschnittlich alle
fünf bis sechs Jahre in Island ein Vulkan
ausbricht, ist die Chance gering, auf ei-
ner Islandreise einen Vulkanausbruch
mitzuerleben. Der vorerst letzte Vulkan-
ausbruch ereignete sich im November
2004 bei den Grímsvötn unter dem Eis
des Vatnajökull. Auch der Vulkan Katla
unter dem Mýrdalsjökull scheint wieder
aktiv zu sein: Anfang August 1999 mel-
dete das Isländische Geologische Insti-
tut neun Senken im Eis des Gletschers.
Die Vulkanologen erwarten hier einen
neuen Ausbruch.
Die entstandenen Vulkanformen sind
typisch für dieses Land, das lange Zeit
unter dem Eis großer Gletscher lag. Vul-
kanologen unterteilen die isländischen
Vulkane in sechs Gruppen: Zentral-
vulkane, Linearvulkane, Vulkankuppen,
subglaziale Vulkane, submarine Vulka-
ne und Pseudokrater.
Zentralvulkane
Beim Ausbruch eines Zentralvulkans
(isl. eldborg = Feuerburg) fließt Lava un-
terschiedlicher Zusammensetzung aus
dem Vulkanschlot, die schnell erkaltet
und einen gleichmäßig geformten, ho-
hen und steilen Kegel aufschichtet. Da-
durch entstehen auffallende Vulkan-
massive. Die klassischen Beispiele für
Zentralvulkane sind die Feuerburgen
von Mýrar und Krísuvík. Die markantes-
ten Zentralvulkane hingegen sind Un-
terarten. Stratovulkane bilden un-
gleichmäßig geformte, meist mehrere
tausend Meter hohe Kegel aus Lava
und verfestigter Asche, die überwie-
gend mit Eis bedeckt sind. Die größten
Stratovulkane sind der Öræfajökull mit
dem 2119 m hohen Hvannadalshnjú-
kur, dem höchsten Berg Islands, der
Eyafjallajökull (1666 m), der Tungna-
fellsjökull (1523 m), die Hekla (1491 m)
 
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