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schwindigkeit bis zu 10.000 m³/s durch
den Skeiðarársandur ab. 1996 staute
sich das Wasser jedoch bis auf 1510 m.
Der Jökulhlaup begann am 5. Novem-
ber morgens um 5.30 Uhr. Seismische
Messungen ergaben, dass zu dieser
Zeit der ungeheure Druck des Wassers
den Eispanzer hob und das Wasser sich
seinen Weg unter dem Eis talwärts
bahnte. Am 5. November durchbrach
das Wasser um 8.30 Uhr den Rand des
Skeiðarárjökull. Ein 3-5 m hoher, ge-
waltiger Schwall einer schwarzen und
nach Schwefel stinkenden Brühe ergoss
sich bei der Skeiðará, der Gigjukvísl
und den Núpsvötn in den Skeiðarár-
sandur. Drei Stunden später war ein
35 x 20 km großes Gebiet überflutet.
Um 11 Uhr erreichte der Wasserschwall
seine größte Abflussmenge von 45.000
m³/s. Innerhalb von 60 Stunden flossen
4 km³ Wasser durch den Skeiðarársan-
dur. Die Flut aus Wasser, hausgroßen
Gletscherstücken, Sand und Geröll zer-
störte 10 km der Ringstraße, zwei Brü-
cken sowie die Strom- und Telefonlei-
tung. Nach 2½ Tagen war der Glet-
scherlauf abgeklungen. Die Flussläufe
der Skeiðará und Gigjukvísl wurden völ-
lig verändert. Die ins Meer eingetra-
genen 100 Millionen Tonnen Sedimen-
te verlagerten die Küstenlinie um 100 m
meerwärts. Der Gesamtschaden, der
durch den Gletscherlauf verursacht
wurde, wird auf 2,2 Milliarden ISK ge-
schätzt. Menschen sind in dem unbe-
wohnten Gebiet nicht zu Schaden ge-
kommen.
Am 31. Juli 1999 haben vulkanische
Aktivitäten nahe bei den Kverkfjöll (Vat-
najökull) zu einem großen Gletscher-
lauf durchs Tal der Flüsse Kreppa und
Jökulsá á Fjöllum geführt. Bei Grims-
stadir wurden Teile der Ringstraße, zwi-
schen Raufarhöfn und Húsavik die Brü-
cke über den Fluss Sandá weggerissen.
Typisch für Island sind auch Glet-
scherzungen, die ohne Vorzeichen zu
rutschen beginnen. Das Eis bewegt sich
hierbei plötzlich mit mehr als 10 m pro
Tag vorwärts. Solche „surges“ (engl.)
können mehrere Monate andauern.
Die Gletscherzunge wächst dabei um
einige Kilometer. In den zurückliegen-
den dreißig Jahren gab es in Island et-
wa 16 „surges“. 1963/1964 wuchs der
Brúarjökull, ein großer Gletscheraus-
läufer des Vatnajökull, um 8 km. Ein sol-
ches Ereignis ist ein faszinierendes Na-
turschauspiel. 1994 kam der Siðujökull
ins Rutschen: Das Eis schob sich deut-
lich sichtbar unter ständigem Krachen
und Knirschen voran und riss dabei
große Spalten und Löcher auf. Die Zun-
ge des Dyngjujökull hat sich nach Un-
tersuchungen des Geophysikers Helgi
Björnsson um 300-400 m vorwärts ge-
schoben (1999). Dabei rissen Glet-
scherspalten auf, wodurch das Befahren
der Gletscherzunge mit Fahrzeugen
verhindert wird. Auch die Wasserfüh-
rung des Jökulsá á Fjöllum hat sich er-
höht, und der Fluss transportiert mehr
Sedimente.
Das Eis der Gletscher ist ständig in
Bewegung. Ausgeprägte Strömungsli-
nien und zahlreiche Risse und Spalten
im Eis sind die Folge. Diese und ver-
mehrt noch die unsichtbaren, unter ei-
ner dünnen Schneedecke verborgenen
Spalten können eine Gletscherbege-
hung gefährlich werden lassen. Da sich
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