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Die Joviale. Tritt bevorzugt in Verbindungen in und um Köln auf. Jedes Reiseziel, das nicht Köln
ist, veranlasst sie zu lästerhaften Kommentaren, die sie so laut ausspricht, dass der ganze Waggon
mithören muss. Eine abgelaufene BahnCard sorgt für eine Standpauke, die Sie nach Mami flehen
lassen wird. Diese Schaffnerin sollte distanziert-höflich behandelt werden - jeder Versuch, ihr ge-
genüber genauso jovial zu sein, sorgt dafür,dass sie Ihre Kumpelhaftigkeit toppen will. Unddas ist
für alle Anwesenden unappetitlich.
Der Missmutige. Er hasst seinen Job. Hat sich vom Versprechen verführen lassen, dass man in die-
sem Beruf rumkommt. Kennt nur die Bahnhöfe von Osnabrück, Hildesheim und Hamm. Hat nur
noch zwei Ziele im Leben: 1. Die Rente. 2. Warum soll nur er leiden? Bis es so weit ist, sollen
möglichst viele Leute das Bahnfahren ebenso hassen lernen wie er.
Der Bayer. Spricht ausschließlich bayerisch, weswegen nur Bajuwaren ihn verstehen. Beim Blick
auf Ihr Ticket sagt er: »Kummts umma gän woidln!« Sie versuchen zwei Sekunden lang, diesen
Satz zu verstehen, geben auf, nicken. Er nickt zurück. Tackert Ihr Ticket und murmelt dabei etwas.
Gibt es Ihnen zurück. Dann geht er weiter. Seltsamerweise stößt man nur außerhalb Bayerns auf
diesen Schaffner.
DieDesinteressierte. TypischeQuereinsteigerin,warfrüherSoziologin.Istimmerzugedanklichab-
wesend, weil sie überlegt, ob sie nicht doch das Studium wieder aufnehmen sollte. Sie könnte ja
Psychogramme von Bahnreisenden erstellen. Schließlich trifft sie als Schaffnerin auf lauter komi-
sche Leute …
DurchdasPraktizieren vonRailrotting werdenSiewachsen,unddaserkennenauchandereLeutean.
Der Eintrag im Lebenslauf »Besondere Fähigkeiten: Railrotting« beeindruckt jeden Personaler und
signalisiert: Dieser Bewerber ist besonders belastbar und kann auch mal einen ganzen Tag ohne feste
Nahrung,FlüssigkeitoderfrischeLuftaufengstemRaummitlauterDurchgedrehtenverbringen.Sei-
en Sie ein Vorreiter. Versuchen Sie, auch Mitreisende davon zu überzeugen. Machen Sie Railrotting
zu einem neuen Trend!
Flugzeug: Flieger, grüß mir die Hölle
Die meisten Menschen sind in der glücklichen Lage, nur selten ein Flugzeug betreten zu müssen.
Stubenhocker nehmen eigentlich niemals einen Job an, der sie beruflich im Wochentakt auf andere
Kontinente bringt. Fliegen ist im Prinzip wie Bahnfahren, nur dass die nervigen Aspekte mindestens
um den Faktor zehn erhöht sind. Daher und wegen der Ticketpreise ist »Airrotting« als Methode der
Bewusstseinserweiterung nicht durchführbar - selbst die waghalsigsten Stuntmen, Base Jumper und
Wingsuit-FliegerseheninVerkehrsmaschineninnerhalbkürzesterZeitschreckensbleichaus.Werins
Flugzeug steigt, sollte nur das eine Ziel verfolgen: möglichst schnell wieder rauskommen, und zwar
möglichst lebend.
Wie alle absurd anmutenden Rituale ist auch ein Flug eine Abfolge von Seltsamkeiten, deren Exis-
tenz sich nicht logisch erklären lässt. Der einzige Grund dafür lautet: Das war schon immer so. Jeder
einzelne Schritt bringt individuelle Herausforderungen mit sich:
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