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brannt nach Hause. Lügen Sie, wo Sie überall waren. Auch in Afrika und Südamerika können Sie in
netten Hotels stubenhocken undsich die tollsten Räuberpistolen ausdenken, die Sie nach Ihrer Rück-
kehr erzählen. Und Sie können es sich sogar noch einfacher machen: Verbringen Sie jeden Abend in
der Hotelbar, und halten Sie nach anderen Touristen Ausschau. Spendieren Sie ihnen einen Drink,
und fragen Sie, was sie so an lustigen und abgefahrenen Dingen erlebt haben. Erkundigen Sie sich
nachDetails.MachenSiesichschonwährenddesGesprächsNotizen.BenutzenSienotfallsheimlich
ein Diktiergerät, das Sie im Ärmel oder der Hutkrempe verstecken - oder starten Sie die Aufnah-
mefunktion Ihres Smartphones, das völlig unauffällig direkt auf dem Tisch liegen kann. Wenn Ihre
Gesprächspartner sich wundern, warum Sie so viel wissen wollen, erklären Sie, dass Sie Journalist
sind, der für internationale Reisemagazine schreibt, unter Pseudonym natürlich. Nichts ist für einen
Abenteuerurlaub-Reisesüchtigen wichtiger, als dass seine Erlebnisse der Nachwelt erhalten bleiben,
also wird er Ihnen bereitwillig Auskunft geben.
Sie selbst sollten natürlich nur einen Pseudo-Abenteuerurlaub führen. Seien Sie immerzu auf der
Hut vor defekten Bussen, einheimischer Fauna und Fremdenführern, die nie ohne Handfeuerwaffen
zu sehen sind. Wählen Sie Ihre Reiseziele und Etappen entsprechend aus, wenn Sie nicht an einem
Ort bleiben können oder der Flughafentransfer selbst geregelt werden muss.
Die Umstände oder übermäßiger Ehrgeiz könnten dazu führen, dass Sie tatsächlich einen abenteuer-
ähnlichen Rucksackurlaub absolvieren müssen:
Zelten ist nicht halb so urig und romantisch, wie Sie es aus den Karl-May-Filmen kennen. Selbst
wenn Sie Binsenweisheiten befolgen wie diejenige, dass man sich im Schlafsack nicht zu dick an-
ziehensolloderdassmandienassenSchuhedraußenlässt-SiewerdendieZeitimZeltausschließ-
lich damit beschäftigt sein, es nicht bequem zu haben. Die Luftmatratze verliert Luft, der Wind
zerrt an Zelt und Nerven, die sanitären Anlagen haben Laub oder Nadeln und sind immer zu weit
entfernt. Es ist unmöglich, in einem Zelt aufzuwachen, ohne sich zu fühlen, als wäre man von ei-
nem 16-Tonner überrollt worden.
DengrößtenTeilderReisezeitwerdenSiedamitverbringen,sichorientierenzumüssen.Siewerden
sinnlos auf Bahnhöfen rumstehen und nicht weiterwissen. Die Einheimischen schicken Sie in die
falsche Richtung und lachen Sie dann aus.
Sie müssen immerzu das nächste Etappenziel ausfindig machen. Deswegen kommen Sie niemals
irgendwo an. Rucksacktourismus ist wie eine Schnitzeljagd, nur dass man am Ende keine Süßig-
keiten bekommt, sondern kalten Fisch auf einem dreckigen Zeltplatz. Wählen Sie also die nächste
Route mit Bedacht, und entfernen Sie sich nicht zu weit von der Zivilisation.
Typische Dauer
Von einem Abenteuerurlaub erwarten diejenigen, die so etwas freiwillig machen, längere Abwesen-
heit in fernen, exotischen Ländern. Dauert er nur eine Woche, gilt er als Survival-Training (auch ein
Konzept, das einem Stubenhocker so fern liegt wie nur möglich). Wenn Sie TATSÄCHLICH einen
Abenteuerurlaub machen müssen (weil Sie eine Wette verloren haben, andere Sie dazu zwingen oder
Sie dem Wahn verfallen sind, sich selbst etwas beweisen zu müssen), dann können Sie so vorgehen:
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