Travel Reference
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gefälschtes Treffen, das Sie danach beschreiben. Alle werden Ihnen abkaufen, dass Sie tatsächlich
unterwegs sind.
Tauchen Sie ab
Finden Sie heraus, bis wann Sie zu einer Reise zugesagt haben müssen - also bis wann Sie sich wie-
der unter die Augen des Reisesüchtigen trauen können, um tränenreich zu bedauern, dass Sie leider
nicht rechtzeitig zusagen konnten. Wie bei der vorgetäuschten Reise sollten Sie natürlich dem Fra-
genden keine Chance geben, Sie in die Ecke zu drängen. Reagieren Sie nicht auf Anrufe oder E-
Mails, und vermeiden Sie öffentliche Orte, an denen Sie aufeinandertreffen könnten. Auch ein Klin-
geln an der Haustür sollte Sie mit Misstrauen erfüllen - also sogar noch mehr als üblich.
Geschickte Auswahl des Ziels
Wo gibt es die interessantesten Dinge zu sehen? Was sind die angesagten Reiseziele? Wo kann man
in Deutschland so richtig etwas erleben? Diese Fragen stellen sich Reisesüchtige unablässig.
Wenn Sie als Stubenhocker es sich aussuchen können (was wegen sozialer Verpflichtungen meis-
tensnichtderFallist),würdenSiesichanOrtebegeben,diemöglichstreizarm,schadstoffneutralund
berechenbar sind. Also Orte, an denen man entspannt stubenhocken kann und die normale Reisende
nicht mit der Kneifzange in der Hand besuchen würden.
Sie können bei der Reiseplanung mit Ihrem Partner oder Freunden die Orte ins Gespräch bringen,
auf die solche Merkmale zutreffen, und Sie können so dafür sorgen, dass Ihre Reiseumstände er-
träglicher werden. Natürlich können Sie versuchen, eine einsame Hütte im Norden Norwegens an-
zupreisen, doch Ihre Mitreisenden werden Sie leicht durchschauen und die üblichen Touristenfallen
vorschlagen. Schließen Sie einen Kompromiss: Es geht in eine Kleinstadt mit mehr als 25.000, aber
weniger als 50.000 Einwohnern.
Das sind Städte mit einer angenehmen und brauchbaren Infrastruktur, aber ohne große Industrie
oder Wohnungsnot. Hier ist die Neugier Ihrer Mitmenschen nicht ganz so ausgeprägt wie in ländli-
chen Gebieten, in denen Sie als einziger Tourist zur lokalen Attraktion werden, aber Sie haben nicht
unter der hohen Kriminalitätsrate und dem Smog zu leiden. Die Verkehrsanbindung dieser Städte ist
meistens sehr gut, sowohl im Hinblick auf Autobahnen als auch beim Zugverkehr. Das ist darauf zu-
rückzuführen, dass alle Einwohner einer solchen Stadt diese als fürchterliche Provinz empfinden.
Solche Städte haben erfrischend wenig Sehenswürdigkeiten (was Sie den Mitreisenden natürlich
vorenthalten müssen), als dass sie Massen an Leuten anlocken könnten. Jede von ihnen hat ein lo-
kales Gewerbe, das wahrscheinlich schon lange pleite ist, aber mit dem sich alle Ureinwohner nach
wie vor identifizieren. Die Sockenfabrik gibt es schon lange nicht mehr, aber »Deutschlands größtes
Sockenmuseum« zieht immer noch jedes Wochenende bis zu zwei Besucher aus ganz Deutschland
an. Oder es befindet sich der größte Bombenkrater der ganzen Region aus dem Zweiten Weltkrieg in
einem nahen Waldstück. Oder es steht am Ortsrand eine Stele, die an die (im Ort) legendäre Rüben-
schlacht von 1877 erinnert. Alles wunderbar zu überschauen - also für einen Stubenhocker gezielt
ausblendbar. Da solche Städte für jeden Touristen dankbar sind, schicken sie Ihnen auf Nachfrage
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