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fektionsmittel und einen Mundschutz mit. Die Reiseapotheke sollte notfalls einen eigenen Koffer
umfassen. Aber lassen Sie sich eine ärztliche Bescheinigung ausstellen, dass Sie auch wirklich je-
deseinzelneMedikamentbrauchen,sonstwerdenSiebeimCheck-inamFlughafenmiteinemDro-
gendealer oder - schlimmer noch - einem Vertreter der Pharmaindustrie verwechselt.
Als Stubenhocker schütteln Sie schon den Kopf, wenn der Zug in umgekehrter Wagenreihung ein-
fährt. Das ist aber kein Vergleich zum kollektiven Bahnsteig-Facepalm, wenn der Zug komplett
ausfällt. Doch leider ist festzuhalten, dass in Deutschland der ÖPNV insgesamt besser funktioniert
als in den meisten anderen Ländern. Sie werden feststellen, dass es an vielen Orten dieser Welt
nicht mal einen Fahrplan gibt. Fragen Sie die Einwohner, wann der Zug fährt, zucken sie entweder
mit der Schulter oder sagen »bald«, wobei diese Zeitspanne zwischen acht Sekunden und neun
Tagen dauern kann. So etwas wie eine Sitzplatzreservierung wird in vielen Ländern als unnötiger
Luxus angesehen - man prügelt sich traditionell noch um einen Sitzplatz. Oder es gibt überhaupt
keine an Bord und Sie fliegen im Stehen.
Geraten Sie in die Verlegenheit, im Ausland am Straßenverkehr teilnehmen zu müssen, sollten Sie
vorher Ihr Testament gemacht haben und als sozialer Mensch einen multilingualen Organspende-
ausweis in einem feuerfesten Brustgurt bei sich tragen. Einige Länder haben Linksverkehr, andere
haben Rechtsverkehr - aber in den meisten Ländern herrscht freie Wahl, und das wird weidlich
ausgenutzt. Sogar im Kreisverkehr ist man sich oft nicht einig, in welche Richtung er zu befahren
ist. Im Ausland ist der wichtigste Körperteil beim Lenken des Autos Ihr Ohr. Fahren Sie wie eine
Fledermaus! Die anderen Verkehrsteilnehmer benutzen ihre Hupe eher als das Blinklicht oder ihre
Bremse. Sie halten sich auch nicht gern damit auf, erst in eine Seitenstraße zu schauen, ob ein vor-
fahrtberechtigtes Fahrzeug herauskommt, sondern hupen und fahren weiter. Vertrauen Sie auf Ihre
Instinkte, und fädeln Sie sich in den Verkehr ein. Hupen Sie selbst so oft wie möglich. Sollten Sie
in einen Unfall verwickelt sein und jemand Ihren Organspendeausweis finden, beschützen Sie Ihre
Organe mit Händen und Füßen, solange Sie noch am Leben sind.
Im Ausland können Sie gar nicht paranoid genug sein. Taschendiebe sind überall! Mörder sowieso!
Umklammern Sie immerzu Ihre Wertsachen. Lassen Sie nie etwas im Hotel herumliegen. Schauen
Sie alle anderen Leute grimmig an. Das ist zwar schlecht für den Ruf der Deutschen im Ausland,
aber Sie sind ja nicht in offizieller diplomatischer Mission unterwegs.
Als Deutsche im Ausland erkannt zu werden, ist in der Regel eher peinlich. Entweder sieht man
sich Naziwitzen ausgesetzt oder wird mit Lothar Matthäus verglichen. Außerdem stehen Deutsche
im Ruf, nie richtig zufrieden zu sein und immer zu motzen. Sie haben zwei Möglichkeiten: Entwe-
der Sie verhalten sich dementsprechend deutsch-konform und sind als Gast besonders anstrengend
(das gibt den anderen das Gefühl, Sie leichter einschätzen zu können), oder Sie tun so, als wären
SiegarkeinDeutscher.Praktischistesdann,wennSieeineFremdspracherudimentärbeherrschen.
Aber damit sind Sie nicht automatisch fein raus - auch über Ihr fiktives Heimatland gibt es natür-
lich Vorurteile, die nun über Sie ausgeschüttet werden.
Auch Nahrungsmitteln in der Fremde sollten Sie niemals aufgeschlossen gegenübertreten. Vor al-
lem nicht denen, die Anstrengungen unternehmen, aus eigener Kraft vom Teller zu entkommen.
Versuchen Sie immer herauszufinden, um was für ein Gewächs es sich handelt, bevor Sie davon
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