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Ein Satz, den Sie gefahrlos anbringen können, ist: »In Berlin habe ich schon nicht gewohnt, als es
noch uncool war.« Bis der Berliner ihn verstanden hat, sind Sie schon längst wieder aus dieser ver-
rückten Stadt verschwunden.
Hamburg
Diese Siedlung war 976 von Wikingern gegründet, aber von diesen bald darauf verlassen worden,
weil ihnen das Wasser zu warm war. Weil die Hamburger wenig mit sich anzufangen wussten, ver-
legten sie sich auf Fischfang. Daraus entstand logischerweise der Hafen, der dank seiner günstigen
Anbindung an den Atlantik im Mittelalter zu einem beliebten Umschlagplatz für Fischbrötchen wur-
de.NachdemElbkrieg(sieheAbschnitt»Friesland«)begannendieHamburger,denHafenzuvergrö-
ßern, um riesige Fischkutter anlegen zu lassen. Das schlug sich im Bruttosozialprodukt nieder, und
die Hamburger erfanden hochnäsigen Adel mit Fischgeruch - den Hanseaten, der sich bis heute dort
herumtreibt. Diesen zeichnet aus, dass er Zeug in alle Welt verschifft, das keiner braucht, während er
seinerseits Waren einkauft, die niemand will, aber billig in Fernost hergestellt wurden. In Hamburg
werden Geschäfte noch mit einem Handschlag besiegelt, aber manchmal schlägt der Geschäftspart-
ner zurück.
Die Freie und Hansestadt blickt auf eine stolze Geschichte zurück, die primär aus Bränden, Bom-
ben und Musicals besteht.
Der Hamburger spricht nicht, er »schnackt«. Im »Schnacken« werden all die Wörter gebraucht, für
die ein durchschnittlicher Friese mit seinen einsilbigen Begriffen keinen Bedarf hat. Hamburger sind
für Außenstehende schwer zum Schweigen zu bringen. Finden sich mehrere Hamburger zusammen,
redensieprinzipiellgleichzeitigundüberschneidensich.HamburgersinddieEinzigenimBundesge-
biet,diegleichzeitigsendenundempfangenkönnen.DieISDN-TechnologiekannnureinHamburger
erfunden haben.
Weil Hamburger einmal ein stolzes Seemannsvolk waren, dem auch eine Sturmflut kein Wässer-
chentrübenkonnte,leidensiedarunter,dasssieinzwischenzuLandrattendegeneriertsind.Siesehen
dauernd die riesigen Container- und Kreuzfahrtschiffe (deren Flair sich an Bord nur im Hinblick auf
die ausgelegten Teppichböden unterscheidet) und leben im ständigen Bewusstsein, dass sie in alle
Ecken der Welt segeln könnten. Aber das tun sie natürlich nie. Der Hafen hat für den durchschnittli-
chen Hamburger nur noch den Zweck, als Kulisse für den Hafengeburtstag zu dienen, wo man tags-
überEisisstundnachtsseinenKummerersäuft.AusdieserVerzweiflungherausistauchzuerklären,
warumdieElbphilharmoniegebautwurde,dieganzbewusstwieeingekentertesContainerschiffaus-
sieht und die damit die untergegangenen Reisehoffnungen besingen soll - etwas, das Stubenhocker
nur unterstützten können.
Wer sich in der Hansestadt aufhält, ist verpflichtet, jeden Tag ein Fischbrötchen zu essen. Daher ist
der Fischausweis immer mitzuführen, wenn man in Hamburg unterwegs ist. Das Ordnungsamt führt
Stichproben durch, ob für jeden Kalendertag ein Stempel im Fischausweis ist. Wenn das nicht der
Fall ist, wird man verwarnt und muss sich zur nächsten Fischbrötchenverkaufsstelle begeben (ist in
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