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eine Abfuhr. Und selbst wenn sie mal locker sein wollen, klingt
es doch immer gleich erdenschwer. Selbst beim Sprachgroßmeister
Goethe, der in den Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten eine
Figur sagen lässt: »Was ist herrlicher als Gold? fragte der König.
Das Licht, antwortete die Schlange. Was ist erquicklicher als Licht?
fragte jener. Das Gespräch, antwortete diese.« Dass gerade eine
Schlange, die große Verführerin, das Gespräch lobt, beweist hinter-
sinnig nur, dass man ihr nicht trauen sollte.
Genau auf diesen Vorbehalt bezieht sich de Staël, wenn sie den
Deutschen immerhin zugesteht:
»Ihre Überlegenheit besteht in der Unabhängigkeit des Geistes,
in der Liebe zur Zurückgezogenheit, in einer eigentümlichen
Originalität. Die Franzosen sind nur in Masse allmächtig, und
selbst ihre Männer von Genie nehmen ihren Stützpunkt immer
in den hergebrachten Meinungen, wenn sie sich über dieselben
hinausschwingen wollen. Die Ungeduld des französischen Cha-
rakters, die im Umgange so anziehend ist, würde den Deutschen
den Hauptreiz ihrer natürlichen Einbildungskraft, dieses ruhige
Grübeln, diesen tiefen Blick, rauben, der, um alles zu entdecken,
nur der Zeit und der Beharrlichkeit bedarf.«
Solche Komplimente lässt man sich gerne gefallen, auch wenn sie
eigentlich nur variieren, dass wir Deutschen für ein leichtfüßiges
Gespräch zu plumpe Füße haben. Und deswegen leider nicht in
den zierlichen, von der Prinzessin verlorenen Schuh passen. Um
nicht als Pedant zu gelten - was das schlimmste Urteil wäre -, kann
man ja mit einer Beobachtung über die Eleganz der Pariserinnen
beginnen …
Es wundert also nicht, dass die Kunst der Konversation - zumindest
nach französischer Darstellung - die Franzosen erfunden haben.
Ein wenig kokett heißt es in der Grande Encyclopédie von 1880,
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